Archiv der Kategorie: Finanztrends

 

Deutsche Wirtschaft brummt, DAX boxt sich frei

Die Schrumpfung der Wirtschaftsleistung durch die Rezession könnte bald schon wieder aufgeholt sein. In Umfragen geben die Unternehmen sich für die wirtschaftliche Entwicklung weiterhin optimistisch und kündigen an, 2011 weiter zusätzliche Arbeitnehmer einstellen zu wollen. Nach fast dreieinhalb Prozent Wachstum in diesem Jahr sollen nächstes Jahr immerhin noch fast zweieinhalb Prozent dazukommen, rund das Doppelte des seit der Wiedervereinigung erzielten Durchschnittswertes. Auch die Arbeitslosigkeit soll unter drei Millionen fallen und damit ebenfalls auf einen Stand, der zuletzt kurz nach der Wiedervereinigung erzielt wurde. Getrieben wird der Optimismus nach wie vor maßgeblich vom Export.

Infolge der steigenden Beschäftigung rechnen viele Experten mit steigenden Löhnen und daher auch Renten, auch wenn die Renten, die in den letzten Jahren überdurchschnittlich stark gestiegen und letztes Jahr aufgrund der Rentengarantie der Bundesregierung anders als die Löhne zumindest nicht gesunken waren, zum Ausgleich nun weniger stark angehoben werden sollen. Auch eine gute Nachricht: die Jugendfixierung unter den Arbeitgebern scheint nachzulassen, die Lage auf dem Arbeitsmarkt zwingt die Firmen, auch ältere Bewerber stärker zu berücksichtigen.

Auch ältere Arbeitnehmer profitieren

Bisher hatten viele ältere Arbeitnehmer das Problem, keinen Arbeitsplatz zu finden, auf dem sie bis zur Rente bleiben können. Bei einer Frühverrentung mussten diese Arbeitnehmer dann Rentenabzüge in Kauf nehmen. Viele Arbeitnehmer müssen allerdings feststellen, dass sie ihre Berufe aus gesundheitlichen Gründen gar nicht bis 65, geschweige denn gar 67 ausüben können. Hier werden sicherlich noch politische Maßnahmen nötig sein.

Wer sich dafür privat einen Rentenanstieg sichern will, für den sieht es derzeit gut aus am Finanzmarkt. Immer mehr Anleger gehen davon aus, dass die Aktienmärkte sich weiterhin positiv entwickeln werden, auch das aktuelle Anleger-Stimmungsbarometer der Investmentbank J.P. Morgan weist eine weitere leichte Zunahme des Optimismus von einem bereits hohen Ausgangsniveau aus. Der DAX knackte, getrieben von der positiven deutschen Wirtschaftsentwicklung, die Marke von 6500 Punkten. Das überdurchschnittliche Wachstum in Deutschland verglichen mit den anderen Ländern Europas und Nordamerikas lockt auch ausländische Investoren an. Auch beim deutschen Konsum zeichnete sich eine Belebung ab, die optimistischen Verbraucher sparen nicht mehr nur.

Schwellenländer bieten weitere Chancen

Auf Dauer dürfte es sich aber trotz allem auch lohnen, sich ins Ausland zu orientieren. Während alle Industrieländer unter alternden Gesellschaften und hohen Verschuldungen ächzen und noch auf Jahre hinweg wachstumsbremsende Sparpakete auflegen müssen, freuen sich die Schwellenländer, die sogenannten Emerging Markets, über stolze Wachstumsraten und durch ihre eigenen, konkurrenzfähigen Exporte ansteigende Devisenvorräte. Auch ausländische Investitionen werden durch das Wachstum der Nachwuchs-Industrienationen angelockt, in denen zu investieren nicht mehr risikoreicher ist als in den von Schuldenbergen und Haushaltslöchern geplagten europäischen und nordamerikanischen Ländern.

Vorsicht bleibt dennoch geboten: Nach wie vor stecken in der Weltwirtschaft Risiken. Die Erholung dürfte also keine Gerade nach oben darstellen, sondern mit Rückschlägen verbunden sein. Diese Rückschläge können einerseits als Einstiegszeitpunkte genutzt werden, andererseits helfen sie, den Optimismus nicht in Übermut umschlagen zu lassen. Wer die Nerven und den gesunden Menschenverstand zusammenhält, der sieht möglicherweise guten Zeiten entgegen.

Redaktion (26.10.2010)

 

Studie: Viele Kunden bevorzugen Filiale gegenüber dem Internet

Letzte Woche stellten die Gesellschaft für Konsumforschung, Suchmaschinenkonzern Google und die Deutsche Bank eine gemeinsame Studie zur Internetnutzung bei Bankgeschäften vor. Überraschend: Nach wie vor tätigen viele ihre Geschäfte am liebsten „offline“. Nur zur Information vor dem Abschluss wird das Internet intensiv genutzt. Im Internet lassen sich relativ mühelos Konditionen vieler Produkte wie z.B. Tagesgeldzinsen verschiedener Anbieter vergleichen. Diese Möglichkeit nutzte eine deutliche Mehrheit der Befragten. Für den Vertragsabschluss ziehen aber die meisten Verbraucher weiterhin den Weg in die Filiale vor.

Auch ältere Verbraucher nutzten die Möglichkeiten des Internets, das schon seit Jahren keine Domäne von Jugendlichen und Computerfanatikern mehr ist, sondern für die überwiegende Mehrheit der Deutschen ganz selbstverständlich zum Alltag gehört. Allerdings gibt es immer noch ein Gefälle bei der Bereitschaft, online auch Verträge abzuschließen: Hier haben immer noch die Jüngeren die Nase vorn, die Älteren gehen nach der Informationsrecherche eher dann doch in die Bankfiliale. Die Entwicklung ist noch nicht abgeschlossen; den Kindern der aktuellen jungen Generation dürfte der Weg in die Bankfiliale in einigen Jahren schon wie ein Relikt aus ferner Vergangenheit erscheinen.

Filiale und Internet: Verbraucher setzen auf Mischlösung

Schwer nachvollziehbar: Ein immer noch beträchtlicher Teil der Verbraucher trifft finanzielle Entscheidungen, ohne auch nur ein einziges Mal auf den Informationsschatz im Internet zugegriffen zu haben. Aber: selbst wenn man seinem Berater bedingungslos vertraut, schadet die Internetrecherche nichts, kostet nur ein wenig Zeit und kann schnell gutes Geld sparen. Die beiden Recherchemöglichkeiten ergänzen sich darüber hinaus gut: wo im Internet die vertiefte und vergleichende Recherche ohne Zeit- und Termindruck möglich ist, kann der Berater auf Nachfrage ebenso individuell Missverständnisse korrigieren und seine Erfahrung einbringen. Das persönliche Gespräch wird also kaum völlig verschwinden.

Das Ergebnis der Untersuchung verdeutlicht: zwar spielen Informationen von Finanzseiten und Banken im Internet eine unverzichtbare Rolle bei der Recherche. Gleichzeitig wollen viele Kunden aber immer noch auf das Gespräch mit einem Bankmitarbeiter nicht verzichten. Online wurden vor allem unkomplizierte Produkte mit übersichtlichen Konditionen wie Tages- und Festgeld abgeschlossen. Auch nutzten viele Verbraucher nicht durch den Einsatz von Suchmaschinen die volle Bandbreite an zur Verfügung stehenden Informationen, sondern surften zunächst auf die Internetangebote bekannter Medien- und Bankmarken. Der bekannte Name strahlt für die Nutzer, allen Beratungs- und Medienskandalen zum Trotz, immer noch Seriosität und Sicherheit aus.

Redaktion (13.09.2010)

 

Schluss mit dem Gebührenärger: Gute Nachrichten am Geldautomaten

Mit happigen Gebühren von fünf bis zehn Euro entschädigen sich viele Banken dafür, wenn man sich an Geldautomaten, die nicht von der eigenen Bank betrieben werden, mit Barem versorgt. Diese Gebühren sind für den Kunden ärgerlich und in ihrer Höhe nicht unumstritten. Sowohl die Regierung, Verbraucherschutzministerium als auch das Kartellamt forderten zuletzt eine Neuregelung. Eine kundenfreundlichere Regelung ist nun in Sicht.

Letzte Woche einigten sich Vertreter der Institute im Zentralen Kreditausschuss (ZKA) auf eine gemeinsame Neuregelung bei den Gebühren für Fremdabhebungen. In Zukunft soll dem Kunden vor der Abhebung am Automaten angezeigt werden, wie hoch die anfallenden Gebühren sein werden. Der Kunde kann schon am Automaten die Konditionen vergleichen und muss nicht erst abwarten, was abgebucht wird.

Einige große private Institute preschten weiter vor: Auch soll die Bank des Kunden ihm in Zukunft keine zusätzlichen Gebühren mehr in Rechnung stellen, eine Abhebung soll nicht mehr als 1,95 Euro kosten. Damit wird auch bei den Sparkassen und Raiffeisenbanken erheblicher Abwärtsdruck auf die Gebühren ausgeübt. Über 90 Prozent der Abhebungen am Automaten in Deutschland, so die Industrie, seien dank der diversen Abhebe-Verbünde, bei denen Kunden an den Automaten aller der Gruppe angeschlossenen Banken kostenfrei abheben dürfen, bereits kostenlos. Die Gebühren für die restlichen zehn Prozent sollen jetzt also ebenfalls sinken.

Das neue System soll im Januar 2011 in Kraft treten. Die Kunden sollen, so ist es gesetzlich vorgeschrieben, bis Mitte November von ihren Banken über die neuen Konditionen in Kenntnis gesetzt werden.

Redaktion (30.08.2010)

 

Tagesgeld: Banken werben um Kunden

Während der durchschnittliche Zinssatz aufs Tagesgeld weiter bei knapp über einem Prozent verharrt – die Frankfurter Allgemeine hat den niedrigsten Zinssatz aufs Tagesgeld bei schmerzhaften 0,2 Prozent ausgemacht -, setzen sich die Spitzenreiter unter den Anbietern von diesem Satz weit ab und bieten teils mehr als das Doppelte. Raum für wirklich große Zinssprünge haben die Banken aber immer noch nicht, die Spitzenreiter sind bei der Verzinsung nur wenige Hundertstel Prozent voneinander entfernt. Nachdem auch das Fehlen von Kontoführungsgebühren bei einem guten Tagesgeldkonto inzwischen zum Standard gehört, müssen die Kunden bei der Auswahl „ihres“ Anbieters nun das Augenmerk auf andere Merkmale der Konten konzentrieren.

Natürlich sollte das Angebot verfügbar sein. Dies gilt nicht mehr für die Noa Bank, ein altes Mitglied der Spitzengruppe, das nun vor der Schließung durch die BaFin steht, und die GE Money Bank, die mit allzu hohem Kundeninteresse zu kämpfen hat bei der Neukunden immer noch beträchtliche Wartezeiten in Kauf nehmen müssen. Aber es gibt Alternativen.

Geldgeschenke und Zinsgarantien

Die Bank of Scotland bietet beispielsweise Neukunden einen Bonus von 30 Euro bei der Kontoeröffnung, was, je nach Anlagesumme und geplantem Anlagezeitraum den ohnehin guten Zins von 2,2 Prozent noch etwas besser aussehen lässt. Auch erfreulich: erst ab der stolzen Summe von 500.000 Euro verändert sich der Zins. Wermutstropfen: der Zins ist nicht garantiert, kann sich also täglich ändern. Je nachdem, ob man eher mit steigenden oder fallenden Zinsen rechnet, ist das ein Minuspunkt oder nicht.

Andere Banken garantieren dagegen ihre Zinsen für längere Zeit, was bei Tagesgeldkonten immer ein netter Bonus ist. So weiß man für eine Weile, wo man beim Zins steht, und das ohne die Tagesgeld-Flexibilität aufzugeben. Diese Garantie geben neuen Kunden derzeit die DAB Bank, die ING-DiBa und die Volkswagen Bank auf ihre Tagesgeldangebote.

Während die DAB Bank ihren Zins von 2,1 Prozent immerhin bis Ende Juni 2011 garantiert, allerdings nur bis zu einer Einlagenhöhe von 10.000 Euro, garantiert die ING-DiBa einen Zins von 1,9 Prozent für ein halbes Jahr ab der Eröffnung des Kontos, allerdings ohne eine Obergrenze beim Anlagebetrag festzulegen, und ist damit auch für höhere Summen interessant.

Girokonto, Kreditkarte: Tagesgeld als Beilage

Das Angebot der Volkswagen Bank bietet eine Zinsgarantie von 2,0 Prozent bis Ende November auf Anlagebeträge von bis zu 20.000 Euro. Für noch höhere Beträge, nämlich bis zu 100.000 Euro, bietet die 1822direkt ihren Neukunden 1,8 Prozent und garantiert diesen Satz bis Mitte März 2011.

Und dann gibt es noch Angebote, die aus dem Schema des klassischen „reinen“ Tagesgeldkontos herausfallen, wie etwa das Angebot der Ikano Bank, die ihren Kunden für Guthaben auf dem Kreditkartenkonto 2,22 Prozent bezahlt, und die Postbank, die ein kombiniertes Tagesgeld- und Girokonto anbietet, auf dem für Guthaben bis 25.000 Euro für das nächste halbe Jahr garantierte 2,2 Prozent zu haben sind. Aber nur, wenn das Konto auch regelmäßige Zahlungseingänge aufweist, sonst werden monatliche Gebühren fällig. Der Tagesgeldmarkt hält damit derzeit für so ziemlich jeden Bedarf ein passendes Angebot bereit.

Redaktion (24.08.2010)

 

Finanzbranche startet innovative Beratungskonzepte

Das Verhältnis der Deutschen zu ihren Beratern war und ist nicht ungetrübt. Besonders die sogenannte Provisionsberatung hat hierzu beigetragen. Bei dieser Praxis zahlen die nicht die Kunden für das Beratungsgespräch, sondern der Berater erhält von den Anbietern von Finanzprodukten eine Provision, wenn er ihre Produkte an den Kunden bringt. Der „Berater“ ist in diesem Fall ein Verkäufer. Diese Praxis geriet in Verruf, als im Gefolge der Finanzkrise herauskam, dass Berater den Kunden teils Produkte verkauften, die für den Berater finanziell vorteilhafter waren als für die Kunden.

Die wichtigste Alternative zur Provisionsberatung ist zweifellos die Honorarberatung, bei der der Berater vom Kunden bezahlt wird und folglich kein finanzielles Interesse daran hat, dem Kunden bestimmte Produkte zu verkaufen. Die Honorarberatung krankt aber stark an der Zahlungsunwilligkeit der Kunden, die in der überwiegenden Mehrheit nicht bereit sind, für teils mehrstündige individuelle Beratungsgespräche mit qualifizierten Beratern Preise zu bezahlen, die das Modell auch für die Berater lohnend erscheinen lassen, oder auch nur überhaupt zu bezahlen. Darüber hinaus stellte sich in Tests mitunter heraus, dass die Qualität auch teurer Berater mitunter zu wünschen übrig ließ. Viele Kunden verzichten dadurch nun ganz auf die Beratung und bezahlen dafür mit Informationsdefiziten und niedrigeren Renditen oder gar Verlusten, woran niemandem gelegen sein kann, auch nicht den Banken.

Was die beste Methode ist, dieses Problem zu lösen, ist derzeit noch nicht sicher. Ein Schritt ist sicherlich die Stärkung der Kundenrechte, was auch angegangen wird: Wie das Onlineportal Versicherungspraxis24.de meldete, verurteilte zuletzt der Bundesgerichtshof einen Finanzberater, der einem Kunden Anteile eines Immobilienfonds empfohlen hatte, zu Schadensersatz wegen eines Beratungsfehlers. Der Kunde hatte ausdrücklich eine sichere Anlage gewünscht. In den dem Kunden durch den Berater ausgehändigten Informationsmaterialien war zwar auf das Ausfallrisiko hingewiesen worden, der Kunde hatte diese jedoch nicht gelesen. Dennoch sah das Gericht die Schuld beim Berater, was die Beratungsbranche allerdings beträchtlichen Risiken aussetzt.

Nun beginnt daher die Suche nach alternativen Methoden. Wie Finanztest berichtet, versuchen es z.B. zwei Banken, die ING-DiBa und die Quirin Bank, dabei mit sehr unterschiedlichen, innovativen Modellen. Die ING-DiBa versucht, den menschlichen Berater durch ein Internet-Tool zu ersetzen, das, so die Bank, die Fragen der überwiegenden Mehrheit der Verbraucher zufrieden stellend beantworten könne. Das Tool soll Informationen über die finanzielle Situation, Risikobereitschaft und Wünsche des Kunden abfragen und auf dieser Grundlage eine Empfehlung zur Verteilung des Geldes auf verschiedene Anlageformen erstellen.

Die Quirin Bank hingegen verlangt für eine ganz traditionelle persönliche Honorarberatung des Kunden ein Honorar von 150 Euro die Stunde, zahlt dafür aber auch eventuell anfallende Verkaufsprovisionen für die vermittelten Produkte an den Kunden aus, eine ganz andere innovative Beratungsform. Ob mit diesen Innovationen praktikable Lösungen der Beratungs-Problematik gefunden werden konnten, die Kunden und Banken gleichermaßen zufrieden stellen können, oder ob eine noch bessere Lösung sich durchsetzen wird, das wird sich zeigen.

Redaktion (16.08.2010)

 

Europäische Zentralbank: Zinserhöhungsdruck nimmt zu

Auf seiner Sitzung vom 5.8. beschloss der EZB-Rat, bei den wichtigen EZB-Leitzinssätzen wieder keine Veränderung vorzunehmen. Der Leitzinssatz verharrt also auf seinem derzeitigen Stand von 1,0 Prozent. Diese Entscheidung begründete der EZB-Rat damit, dass eine Zinserhöhung die Konjunktur im Euroraum gefährden würde. Durch den Verzicht auf eine Erhöhung werden die Geschäftsbanken in der Eurozone weiterhin zu sehr günstigen Konditionen mit Geld versorgt. Für Besitzer von Tagesgeld und Festgeld ist das zunächst einmal ungünstig, da die Zinsen, die auf solche Produkte geboten werden, stark von diesem Leitzinssatz abhängig sind. Der aktuelle Zinssatz verharrt nun schon seit Mitte 2009 unverändert auf diesem historisch niedrigen Niveau.

Nicht zuletzt die nach wie vor schwache wirtschaftliche Erholung in der Eurozone spricht aus Sicht des EZB-Rates gegen eine Zinserhöhung. Auch die Inflationsrate, deren Bekämpfung traditionell einen wichtigen Grund für Zinserhöhungen darstellt, verharrt auf niedrigem Niveau. Das immerhin sind gute Neuigkeiten für Tagesgeld-Kunden. Für das aktuelle Quartal geht die EZB nun von einem weiteren leichten Anziehen der Konjunktur aus, was dann den Weg zu einer Zinserhöhung ebnen könnte.

Probleme anhaltend niedriger Zinsen

Auch weitere Faktoren sprechen für ein baldiges Ende der Niedrigzinsperiode. Das Handelsblatt zitierte jüngst Ökonomen wichtiger Banken und Institutionen mit der Sorge, die niedrigen Zinssätze könnten neue Probleme schaffen. Je länger die Zinsen niedrig blieben, desto sorgloser nähmen Verbraucher und Firmen Kredite auf, um dann in Schwierigkeiten zu geraten, wenn die Zinssätze wieder steigen und Anschlussfinanzierungen teurer ausfallen als eingeplant. Auch bei Investitionen steige der Mut zum Risiko. Das niedrige Zinsniveau treibe die Anleger in riskante Projekte, die bei höheren Zinsen unattraktiv wären. Auch das gefährde die Stabilität immer mehr, je länger die niedrigen Zinssätze gelten.

Bei Konsumenten bestünde die Gefahr, dass gar nicht mehr angelegt wird, sondern lieber konsumiert. Dadurch entsteht eine künstliche Nachfrage, bei deren Wegfallen plötzlich neu aufgebaute Produktionskapazitäten unausgelastet sind, was auf dem Arbeitsmarkt schmerzhafte Folgen haben kann. Es sei also wichtig, rechtzeitig aus dem Zinstief aufzusteigen, bevor es in der Wirtschaft zu Verzerrungseffekten komme. Je länger man warte, desto größer die Gewöhnung und desto höher würden die Kosten des Ausstiegs. Für Tagesgeldbesitzer, die die niedrigen Zinsen derzeit einiges an Rendite kosten, ist dieser Zinserhöhungsdruck auf die EZB jedenfalls erfreulich. „Noch in diesem Jahr“, zitiert das Handelsblatt Roland Vaubel von der Universität Mannheim, müssten die Leitzinsen angehoben werden.

Die Nachrichten aus der Konjunktur, z.B. der überstandene „Stresstest“, die soliden Stände der Aktienmärkte, der erholte Eurokurs und die anhaltende Konjunkturbelebung, scheinen einer moderaten Zinserhöhung jedenfalls auch nicht im Wege zu stehen. Auch für das nächste Jahr wird für Deutschland ein überdurchschnittliches Wirtschaftswachstum und eine weiter Erholung auf dem Arbeitsmarkt erwartet. Der von den Experten geforderten moderaten Zinserhöhung würde also auch aus dieser Sicht nichts entgegenstehen. Das Ende des Tunnels scheint bei den Zinsen also absehbar.

Redaktion (09.08.2010)

 

Zinserholung setzt sich fort: Neue Angebote beim Festgeld

Wenn man die Flexibilität des Tagesgeldes nicht so dringend benötigt, können mit Festgeld noch etwas höhere Renditen erzielt werden. Wie beim Tagesgeld gibt es keine Kursschwankungen, und die Anlagebedingungen sind konkurrenzlos übersichtlich und transparent. Wie beim Tagesgeld gibt es eine ganze Reihe Direktbanken mit teils sehr attraktiven Konditionen, und wie beim Tagesgeld sind dank Einlagensicherung auch beim Festgeld die angelegten Gelder abgesichert. Unterschied zum Tagesgeld: Der Anleger kann nicht jederzeit auf sein Geld zugreifen, sondern vereinbart mit seiner Bank einen festen Zeitraum, für den er der Bank das Geld überlässt.

Je länger der Anleger bereit ist, sich bei der Anlage festzulegen, desto höher ist der Zins, den er erzielt, wobei die Mindestanlagedauer in der Regel bei drei Monaten liegt. Der Zins ist dabei für die gesamte Anlagedauer konstant und kann von der Bank, anders als beim Tagesgeld, nicht geändert werden. Mit Festgeld und den von der Funktionsweise vergleichbaren Sparbriefen können Geldbeträge so für bis zu zehn Jahre fest angelegt werden. In den meisten Fällen empfiehlt sich für Sparer eine Kombination aus Tagesgeld und Festgeld, wobei das Tagesgeld die Funktion des „Notgroschens“ für unvorhergesehene Umstände hat und die Mehrheit des Geldes als Festgeld höhere Renditen einbringt.

Zinserhöhungen bei mehreren Anbietern

Wie bereits letzte Woche beim Tagesgeld kommt nun auch beim Festgeld nach langer Durststrecke wieder Bewegung nach oben in die Zinssätze. Bei der Bank of Scotland wurde zuletzt der Zinssatz für vierjähriges Festgeld um 0,1 Prozent auf 3,15 Prozent angehoben. Bei einer Anlagedauer von fünf Jahren bieten die Schotten sogar 3,8 Prozent. Bei drei Jahren Anlagedauer beträgt der Zinssatz 2,5 Prozent. Auch die Targobank und die 1822direkt erhöhten ihre Sätze. Bei der Targobank liegt der Zinssatz für eine Anlagedauer von 60 Monaten jetzt immerhin bei 3,35 Prozent, während es für die niedrigste Anlagedauer von einer Woche nur 0,4 Prozent gibt. Die 1822direkt hat mit einem Zinssatz von 1,9 Prozent für eine fünfjährige Anlage noch etwas Aufholbedarf und verlangt außerdem eine Mindesteinlage von 5000 Euro.

Überraschungszinssieger aus Estland

Neben den genannten etablierten Anbietern ist auch eine noch relativ kleine Bank ganz vorne im Festgeldgeschäft mit dabei: Die Bigbank aus Estland bietet über das Internet in Deutschland und Österreich Festgeldverträge an. Dabei staffelt sie ihren Zins nicht nur nach Anlagedauer, sondern auch noch in drei Stufen für Einlagen von 1.000-10.000 Euro, 10.000-30.000 Euro und Einlagen ab 30.000 Euro. Dabei beträgt der niedrigste Zinssatz, für eine Einlage von 1.000-10.000 Euro für einen Zeitraum von 6-11 Monaten, immerhin 2,5 Prozent, wer bereit ist, einen Betrag von über 30.000 Euro für mindestens vier Jahre anzulegen, der erhält beeindruckende 4,7 Prozent. Die Bigbank ist Mitglied im estnischen Einlagensicherungsfonds, der Einlagen von bis zu 50.000 Euro zu 100 Prozent garantiert.

Die Zinserhöhungen bei gleich mehreren wichtigen Anbietern auf dem deutschen Markt stellen ein wichtiges positives Signal für Sparer dar. Ob die Zinsentwicklung nun weiter an Schwung gewinnen und noch weiter steigen wird oder ob sie erst einmal wieder stagniert ist allerdings schwer vorauszusagen.

Redaktion (26.07.2010)

 

Mehr vom Gewohnten an der Finanzfront

ie Sorgen um die angeschlagenen Euro-Länder Spanien und Griechenland gehen in eine weitere Runde. Nach der Abwertung der Kreditwürdigkeit Griechenlands stieg der Risikoaufschlag auf griechische Staatsanleihen wieder an, befördert von Misstrauen, ob die Sparvorhaben der Regierung auch tatsächlich so durchgesetzt werden können. Die spanische Regierung verbreitet währenddessen demonstrativ Zuversicht, um das Vertrauen der Anleger nicht ebenfalls zu verlieren. EU-Gelder würden nicht benötigt, die Refinanzierung fällig werdender Anleihen sei kein Problem. Mit einem Sparpaket und Reformen, die die Wettbewerbsfähigkeit des Landes steigern und damit Millionen neue Arbeitsplätze im Beschäftigungsschlusslichtland Spanien schaffen sollen, will die Regierung dafür sorgen, dass das auch so bleibt.

Gegen die spürbaren Schnitte z.B. beim Kündigungsschutz regt sich aber Widerstand, die Gewerkschaften drohen bereits mit Generalstreik. Erinnerungen an die Krawalle in Griechenland drängen sich auf. Auch in Deutschland wird gespart, und weitere Einschnitte dürften noch bevorstehen, auch wenn die jüngsten Zahlen dank der Konjunkturerholung mit einer etwas geringeren Schuldenaufnahme als bisher befürchtet rechnen. Aufgrund der immer dramatischer voranschreitenden Alterung der deutschen Bevölkerung stehen z.B. bei den Renten wohl steigende Beiträge bei sinkenden Leistungen bevor. Umso wichtiger wird es da, die eigene Vorsorge durch Sparen, Eigenheim nicht zu vernachlässigen und sich nicht auf den klammen Vater Staat zu verlassen.

Sorgen nicht nur in den Ministerien

Die Lage in Griechenland und Spanien, und die Situation der Eurozone insgesamt, ist jedenfalls nicht besonders gut. Das löst in der Bevölkerung Verunsicherung aus. Vor allem vor Inflation hat eine Mehrheit Angst, auch wenn die Experten diese Sorge derzeit nicht teilen. Die Angst ist aber auch bei den Laien zwar allgegenwärtig, scheint aber eher unterschwellig als akut zu sein. Nur wenige Deutsche reagieren tatsächlich mit einer Umschichtung ihrer Anlagen. Dabei sind Bargeldanlagen, die bei Inflation gefährdet wären, bei den in Gelddingen eher konservativen Deutschen nach wie vor beliebt. Bei Jugendlichen ist es das Sparbuch, bei Älteren das Festgeld- oder Tagesgeld: einfache und, dank der immer großzügigeren Regelungen zur Einlagensicherung, sichere Anlagen sind Trumpf. Ein Drittel des Vermögens der Deutschen ist auf diese Weise angelegt.

Möglicherweise hängt das auch mit dem immer wieder dokumentierten Widerwillen der Anleger zusammen, für Finanzberatung Honorare zu bezahlen: Den Vergleich der Tagesgeldzinsen aller Anbieter von der altehrwürdigen Filialbank bis hin zur jungen Direktbank kann jeder Anleger gratis selbst online vornehmen. Und auch die schwierige Qualitätskontrolle der erhaltenen Informationen kann sich der Anleger sparen. Da braucht man auch nicht den von Verbraucherschutzministerin Aigner geforderten „Beipackzettel“, der noch an einigen Kinderkrankheiten leidet. Bis sich jedenfalls herausstellt, ob die Ängste der Verbraucher sich bewahrheiten, und in welcher Form das Unheil zuschlägt, falls es kommt, wird wohl noch einige Zeit ins Land gehen.

Redaktion (28.06.2010)

 

Die Wirtschaft wächst – wie lange noch?

Letzte Woche senkte die Ratingagentur Moody’s die Kreditwürdigkeit des Eurozonen-Sorgenkindes Griechenland radikal ab. Die Agentur sieht Anleihen des Landes nun im Investmentjargon als „Ramsch“, aufgrund schwerwiegender ökonomischer Risikofaktoren wie den durch das Sparpaket der Regierung eingetrübten Wachstumsaussichten. Da viele Großanleger in ihren Portfolios keine Ramschpapiere halten dürfen, wird es für das Land nun noch schwieriger, neue Anleihen zu platzieren, wodurch seine Lage sich weiter zuspitzt.

Griechenland steht mit seinen Problemen nicht alleine da. Das in Mannheim residierende Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung meldete als Ergebnis seiner monatlichen Umfrage unter Experten und Anlegern, dass die Erwartung einer Abschwächung der Konjunktur sich breit macht. Die Haushaltsprobleme aller europäischen Länder werden sich in Sparmaßnahmen und damit geringerem Wachstum niederschlagen. Neben Griechenland steckt vor allem auch Spanien weiterhin in Schwierigkeiten, wo neben dem Haushalt auch ein wankender Bankensektor bei den Experten für Sorgenfalten sorgt.

Drahtseilakt in den Parlamenten und Ministerien

Auch beim legislativen Vorgehen gegen Risiken an den Finanzmärkten, etwa das von der Bundesregierung eingebrachte Verbot von Leerverkäufen, die Veröffentlichung der Ergebnisse von „Stresstests“ oder Änderungen der Eigenkapitalanforderungen an Banken, müssen die Regierungen auch die bremsenden Effekte, die die Regulierung auf die Konjunktur und die Wirtschaftstätigkeit haben kann, im Auge behalten. Zu strikte Anforderungen etwa beim Eigenkapital bremsen die Kreditvergabe durch die Banken an die Wirtschaft noch weiter. Ein Drahtseilakt.

Für Deutschland brachte zuletzt das Kieler Institut für Weltwirtschaft eine reduzierte Wachstumsprognose für 2011 heraus. Für 2011 rechnet das Institut nun mit einem Wachstum von 1,2 Prozent und einem Rückgang der Arbeitslosigkeit auf 2,9 Millionen. Zuvor war von einem Wachstum von 1,8 Prozent ausgegangen worden, aber angesichts der drückenden Schuldenlast im Bundeshaushalt entschlossen sich die Kieler, die Prognose zu revidieren. Auf der erfreulichen Seite ist festzuhalten, dass das Institut die Prognose für dieses Jahr, in dem die Sparmaßnahmen die Konjunktur noch nicht drosseln können, um fast ein Prozent auf 2,1 Prozent anhob. Die Citibank rechnet in den nächsten 12 Monaten mit einem DAX von 7000 Punkten.

Verbraucher skeptisch

Überwiegend die schlechten Nachrichten scheinen jedoch die Verbraucherstimmung zu bestimmen: Das wichtige J.P. Morgan-Anlegerstimmungsbarometer, das im März noch von verbreitetem Optimismus gezeugt hatte, zeigte jedenfalls für den Mai einen Einbruch in Rekordhöhe: Steigende Börsenkurse im nächsten halben Jahr erwarten statt mehr als der Hälfte der Befragten im März nun nur noch weniger als ein Viertel. Dementsprechend sank auch der Anteil der Aktien- und Fondsbesitzer um rund ein Sechstel auf noch 15 Prozent. Die Erwartungen sind nun wieder so schlecht wie zu den Hochzeiten der Krise im Winter 2008/2009.

Redaktion (23.06.2010)

 

Schreckgespenst Inflation

Die Presse ist voll davon: Anleitungen zum Kauf von Immobilien im Ausland, Vergleiche, welche Anlageklassen sich bei Inflation besonders gut halten, Guides für Währungsspekulationen etwa durch die Aufnahme von Krediten in Euro und Investition in vermeintlichen Hartwährungsländern wie der Schweiz und Norwegen füllen die Seiten im Internet und in den Zeitungen. Immer wieder wird die Hyperinflation in der Weimarer Republik beschworen, das Ende des Euro vorausgesagt.

In der Realität sieht es nach wie vor noch nicht danach aus, als würden die schlimmsten der Schreckensszenarien Realität werden. Zwar haben die Zentralbanken mit einer großzügigen Geldpolitik Konjunkturprogramme finanziert und versucht, das Wachstum zu fördern. Aber: Das Geld kommt nicht recht in Umlauf. Neben einer Rekord-Sparquote bei deutschen Verbrauchern ist auch die Kreditvergabe der Banken auf einem Tiefstand. Darüber hinaus bereiten die Regierungen schmerzhafte Einsparungen vor. Zu einer Inflation kann es aber nur kommen, wenn das viele Geld auch ausgegeben wird und so auf die Preise wirken kann. Dies geschieht derzeit nicht; die Teuerungsrate in Deutschland verharrt auf einem niedrigen Stand von nur 1,2 Prozent.

Im Moment deutet daher vieles eher auf eine Deflation hin, also fallende Preise und sehr niedrige Zinssätze. Deflation klingt zwar für Besitzer von Tagesgeld zunächst besser als Inflation, weil das Geld auf dem Tagesgeldkonto an Kaufkraft gewinnt, aber die Aussicht auf fallende Preise bringt die Verbraucher dazu, Konsum zurückzustellen und damit die Konjunktur weiter zu drücken. Aus einem solchen Teufelskreis, das zeigt anschaulich das Paradebeispiel Japan, ist dann nur schwer wieder herauszukommen: Für Konjunkturprogramme ist jedenfalls kein Geld mehr da.

Redaktion (23.06.2010)