Schreckgespenst Inflation

Die Presse ist voll davon: Anleitungen zum Kauf von Immobilien im Ausland, Vergleiche, welche Anlageklassen sich bei Inflation besonders gut halten, Guides für Währungsspekulationen etwa durch die Aufnahme von Krediten in Euro und Investition in vermeintlichen Hartwährungsländern wie der Schweiz und Norwegen füllen die Seiten im Internet und in den Zeitungen. Immer wieder wird die Hyperinflation in der Weimarer Republik beschworen, das Ende des Euro vorausgesagt.

In der Realität sieht es nach wie vor noch nicht danach aus, als würden die schlimmsten der Schreckensszenarien Realität werden. Zwar haben die Zentralbanken mit einer großzügigen Geldpolitik Konjunkturprogramme finanziert und versucht, das Wachstum zu fördern. Aber: Das Geld kommt nicht recht in Umlauf. Neben einer Rekord-Sparquote bei deutschen Verbrauchern ist auch die Kreditvergabe der Banken auf einem Tiefstand. Darüber hinaus bereiten die Regierungen schmerzhafte Einsparungen vor. Zu einer Inflation kann es aber nur kommen, wenn das viele Geld auch ausgegeben wird und so auf die Preise wirken kann. Dies geschieht derzeit nicht; die Teuerungsrate in Deutschland verharrt auf einem niedrigen Stand von nur 1,2 Prozent.

Im Moment deutet daher vieles eher auf eine Deflation hin, also fallende Preise und sehr niedrige Zinssätze. Deflation klingt zwar für Besitzer von Tagesgeld zunächst besser als Inflation, weil das Geld auf dem Tagesgeldkonto an Kaufkraft gewinnt, aber die Aussicht auf fallende Preise bringt die Verbraucher dazu, Konsum zurückzustellen und damit die Konjunktur weiter zu drücken. Aus einem solchen Teufelskreis, das zeigt anschaulich das Paradebeispiel Japan, ist dann nur schwer wieder herauszukommen: Für Konjunkturprogramme ist jedenfalls kein Geld mehr da.

Redaktion (23.06.2010)

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