Tagesgeld oder Sparbuch
Das Tagesgeldkonto: Eine moderne Sparbuch-Alternative?
In Zeiten der Finanzkrise der letzten Jahre sind viele Anleger vorsichtig bei der Anlage ihrer Gelder geworden. Denn selten sind so viele Banken in finanzielle Schieflage geraten wie in dieser Zeit – vor allem in den USA.
Und grundsätzlich gilt: Als Anleger bei einem Kreditinstitut ist man rechtlich gesehen Gläubiger der betreffenden Bank. Im Falle einer Insolvenz bzw. Pleite bleibt man demnach schlimmstenfalls auf seinem investierten Betrag sitzen. Die Rückzahlung des Anlagebetrages hängt grundsätzlich immer von der Zahlungsfähigkeit des Kreditinstitutes ab.
Um jedem Anleger dennoch eine gewisse Sicherheit zu gewähren, gilt seitens der Bundesregierung die so genannte Einlagensicherung. Im Fall der Fälle würden Einlagen von Anlegern in diesem Zusammenhang erstattet – allerdings ohne aufgelaufene Zinserträge.
Während der Finanzkrise erlebten Tagesgeldkonten (auch: "Geldmarktkonten") einen regelrechten Boom. Zum einen aufgrund der vom Bund gewährten Einlagensicherung. So genossen zum Beispiel auch ausländische Anbieter das Vertrauen vieler Anlegern – zum Beispiel die isländische Kaupthing Bank oder die britische Royal Bank of Scotland.
Zum anderen sind jedoch auch die Zinsen am Geld- und Kapitalmarkt enorm gestiegen, was sich vor allem auf Tagesgeldanlagen auswirkte. Denn die Zinsänderungen am Markt betrafen in erster Linie den sehr kurzfristigen Anlagezeitraum – so ergab sich die äußerst seltene „inverse Zinsstruktur“. Kurzfristanlagen wurden höher verzinst als längerfristige.
Ursache für diese Auswirkung war das zeitweise sehr starke Misstrauen der Banken untereinander. Viele Institute verzichteten sogar komplett auf gegenseitige kurzfristige Kapitalleihgeschäfte. Somit stieg die Nachfrage nach kurzfristigem Geld am Markt und mit ihr auch der Preis – bzw. der Zins – des Kapitals. Anleger nutzten die Gunst der Stunde: Zeitweise waren Tagesgeldkonten sogar mit knapp über 5% p.a. verzinst, weil sich Banken auch auf diesem Wege Kapital beschafften bzw. beschaffen mussten.
Da es sich das Tagessgeldkonto vor allem für kurzfristige Anlagezeiträume hervorragend eignet, hat es das Sparbuch vieler Anleger ersetzt.
Denn neben einer häufig attraktiveren Verzinsung bietet es einen weiteren oftmals nicht unerheblichen Vorteil: Es existiert keine Kündigungsfrist. Der Anleger kommt jederzeit – praktisch von heute auf morgen – an seinen Anlagebetrag. Sparbücher hingegen unterliegen einer gesetzlichen Kündigungsfrist von mindestens drei Monaten.
Das bedeutet zwar nicht, dass eine sofortige Auszahlung des angelegten Geldes ohne vorherige Kündigung nicht möglich wäre. In diesem Fall würden jedoch so genannte Vorschusszinsen fällig, die den Zinsertrag für den Sparer mindern. Um das zu verhindern, müsste eine Sparbuchauszahlung mindestens drei Monate vorher angezeigt werden, was als Einlagenkündigung bezeichnet wird. Lediglich 2000 Euro pro Monat sind bei Sparbüchern ohne jegliche Kündigung vorschusszinsfrei verfügbar.
Auch nach der Finanzkrise und somit niedrigerem Zinsniveau sind die für Tagesgelder gebotenen Zinssätze bei vielen Anbietern deutlich höher als die klassischer Spareinlagen. Man kann also durchaus davon ausgehen, dass das Tagesgeldkonto von vielen Menschen als "moderne" Form des Sparbuches betrachtet wird.
Tagesgeldkonten sollten allerdings im Anlegerinteresse tendenziell nur für kurzfristige Anlagezeiträume genutzt werden. Denn aufgrund einer mittlerweile wieder „normalen“ Zinskurve werden Festanlagen wieder höher verzinst als verfügbare Gelder.
Wer sein Kapital eine gewisse Zeit entbehren kann, sollte demnach ruhig auf alternative Festanlagen zurückgreifen. Die Anlage auf einem Tagesgeldkonto wäre in diesem Fall hingegen nicht ratsam.