Leitzins wird erhöht: EZB beginnt mit der Zinswende

Die Hohe Inflationsrate (in der Eurozone zuletzt 7,4 Prozent) sorgt dafür, dass die Europäische Zentralbank (EZB) entschieden hat, die Zinswende einzuläuten. Ende Juni 2022 sollen zunächst die Anleihekäufe enden und nach der nächsten Ratssitzung im Juli 2022 ein Zinsschritt folgen. Die Leitzinsen werden voraussichtlich auf 0,25 Prozent steigen. Für September wird ein nächster Zinsanstieg beim Leitzins erwartet. Über dessen Höhe diskutieren die Experten noch.

Das Wichtigste auf einen Blick:

  • EZB hebt Leitzins im Juli 2022 voraussichtlich auf 0,25 Prozent an
  • Inflationsprognose angehoben, Ausblick auf Wirtschaftswachstum in der Eurozone gesenkt
  • Kritische Stimmen halten EZB-Vorgehen für unzureichend und zu langsam

Surftipp: Tagesgelder vergleichen

Inflationsprognose auf 6,8 Prozent für 2022 angehoben

Die Prognose der Gesamtinflation in der Eurozone klettert in diesem Jahr auf 6,8 Prozent. Für 2023 sieht die EZB 3,5 Prozent voraus, für 2024 nur 2,1 Prozent. Die durchschnittliche Inflationsrate ohne Energie und Nahrungsmittel setzt die Zentralbank für 2022 mit 3,3 Prozent an. Im Jahr 2023 soll der Wert 2,8 Prozent betragen, 2024 2,3 Prozent.

Als Gründe für diese Entwicklung nennt die EZB in erster Linie den Angriff Russlands auf die Ukraine und die dadurch belastete Wirtschaft in Europa. Der Krieg führe zu einem beeinträchtigten Handel, Materialengpässen und zu hohen Energie- und Rohstoffpreisen. Entsprechend korrigierten die Experten ihre Projektion des Wirtschaftswachstums in der Eurozone nach unten. Die Jahreswachstumsrate des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) fiel für 2022 auf 2,8 Prozent, für 2023 und 2024 auf 2,1 Prozent.

Um der starken Inflation und den Verwerfungen entgegenzutreten, beschloss die EZB im Juni die Normalisierung seiner Geldpolitik. Allerdings blieben der Leitzins (0,00 Prozent), der Zinssatz für die Spitzenrefinanzierungsfazilität und jener für die Einlagenfazilität (0,25 Prozent; -0,50 Prozent) zunächst unverändert.

Kritik am Handeln der Zentralbank

Die Pläne der Europäischen Zentralbank stoßen indes nicht nur auf Zustimmung. Kritiker werden der EZB vor, zu spät bzw. zu zögerlich zu handeln. Viele halten die Schritte auch für „unzureichend“. „Dieser Zeitplan ist allerdings immer noch zu zögerlich. Das fundamental geänderte Preisumfeld rechtfertigt einen negativen Leitzins bis in den Herbst hinein nicht mehr. Die EZB sollte deshalb im Juli – noch vor der Sommerpause – ihre Negativzinspolitik mit einer Leitzinserhöhung um 50 Basispunkte in einem Schritt beenden“, erklärte Christian Ossig, Hauptgeschäftsführer des Bankenverbands.

ifo-Präsident Clemens Fuest bewertet die Entscheidung der EZB als „einen richtigen Schritt, der aber zu spät kommt. Es war nicht akzeptabel, dass die EZB bei einer Inflation von acht Prozent bis heute an Negativzinsen und Anleihenkäufen festgehalten hat.“

Surftipp: Tagesgelder im Vergleich


Weiterführender Link

EZB – Geldpolitische Beschlüsse vom 9. Juni 2022
Bankenverband – Ossig: EZB sollte Negativzinspolitik vor der Sommerpause beenden
ifo – ifo-Präsident Fuest: EZB kommt zu spät

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert