Die Sparkassen schließen Negativzinsen für private Einlagen auf lange Sicht nicht mehr aus. Die Prognose dürfte für Millionen von Bankkunden nun auch das letzte Fünkchen Hoffnung an eine positive Entwicklung ihrer Geldanlagen erloschen haben.
Im Rahmen des 25. Deutschen Sparkassentages in Düsseldorf war die EZB-Geldpolitik und deren Folgen für die Banken und Kunden ein großes Thema. Die seit März 2016 geführte Nullzinspolitik beeinflusst die Ertragslage der Banken negativ und setzt die Geldhäuser und deren Kunden immens unter Druck. Dass die Sparkassen alles daran setzen wollen, die Sparkultur zu erhalten, hat Georg Fahrenschon, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes in seiner Grundsatzrede beton. Die Institute werden alles dafür tun „um die privaten Sparer vor Negativzinsen zu schützen – auch zu Lasten der eigenen Ertragslage. Wenn dieser Zustand aber lange anhält, werden auch die Sparkassen die Kunden nicht ewig davor bewahren können“, sagte Fahrenschon.
Tagesgeld & Co.: Direktbanken auch weiterhin erste Wahl
Sparkassen unterhalten deutschlandweit circa 14.500 Filialen. Vor allem für Einwohner der ländlichen Regionen ist das weit ausgebaute Filialnetz ein Segen. Allerdings bringt dieses auch einen extrem hohen Kostenapparat mit sich, auf den Online-Banken bzw. Direktbanken bewusst verzichten. Deshalb finden Verbraucher mit etwas Ruhe und Sorgfalt noch immer Angebote mit vergleichsweise guten Zinsen, beispielsweise im aktuellen Tagesgeldvergleich. Vor allem Neukunden können mit dem richtigen Tagesgeld einen soliden Realzins erwirtschaften. Mit einem Festgeldkonto lassen sich die aktuellen Konditionen immerhin für die nächsten Jahre sichern.
Kaum noch Vermögenserhalt für Sparer möglich
Langfristig gesehen, kommen Verbraucher um Aktien und Fonds kaum herum. Zwar könnte aktuell mit ausgewählten Tagesgeld- bzw. Festgeldkonten noch der Vermögenhalt gesichert werden, ein nachhaltiger Vermögensaufbau lässt sich nur mit Risiko, Verzicht und Nervenstärke erzielen. Dafür kann nur Kapital genutzt werden, auf das langfristig verzichtet werden kann. Für den Durchschnittsverdiener wird das schwer. „Über 60 Prozent unserer Privatkunden haben monatlich eigentlich nichts mehr übrig, um Rücklagen zu bilden“. sagt DSGV-Präsident Fahrenschon und appelliert an die Politik, das vorhandene Vermögensbildungsgesetz zu modernisieren, indem Einkommensgrenzen und Förderbeträge erhöht werden. Er fordert „Der Staat sollte so eigene Zinsersparnisse zielgerichtet an die Schwächeren in unserer Gesellschaft zurückgeben“. (Presse DSGV 27.04.2016)
Sparkasse leidet besonders unter EZB-Geldpolitik
Tatsache ist, dass Sparkassen unter größerem Druck stehen als Direktbanken bzw. Online-Banken. Sparkassen haben in Deutschland eine große ökonomische Bedeutung. Die Sparkasse hat eine hohe Kundenzahl; vor allem für Mittelständler, Handwerker und Gewerbetreibende ist das Geldinstitut erster Ansprechpartner. „Am stärksten bestraft das Zinstief die Banken, die für die durchgängige Versorgung der deutschen Wirtschaft mit Krediten am wichtigsten sind. Und das sind neben den Volksbanken nun mal vor allem die Sparkassen.“ sagt Bankenexperte Markus Krall von der Beraterfirma Goetzpartners. (Tagesschau.de vom 27.04.2016).
Die Einführung von Negativzinsen ist für Sparkassen-Kunden somit nicht unrealistisch. Dass die Konkurrenz das Thema aktuell noch entspannt sieht, zeigt unter anderem das Handelsblatt-Interview mit comdirect-Chef Arno Walter vom 28.04.2016.