Sorgenkind Ruhestand

Auch wenn die neue Bundesregierung die Steuern senken sollte, was derzeit noch wenig sicher erscheint, wollen über vier Fünftel der Deutschen ihren Konsum nicht steigern. Das ergab eine gemeinsame Umfrage des Finanzportals fimf.de und des Marktforschungsinstitutes Skopos. Diejenigen Befragten, die sich vorstellen konnten, eventuelle Steuerersparnisse in Konsum zu investieren, wollten vor allem Möbel oder ein Auto anschaffen oder in den Urlaub fahren. Die meisten sparen allerdings lieber führ ihren Ruhestand.

Gründe für diese Konsumzurückhaltung gibt es viele. Die staatliche Altersvorsorge dürfte in Zukunft wesentlich schmaler ausfallen als früher. Alexander Gunkel, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Rentenversicherung Bund, hält eine Nullrunde bei den Renten aufgrund der Wirtschaftskrise nicht nur 2010 für wahrscheinlich, auch in den folgenden Jahren dürften die dann aufgrund der Wirtschaftserholung wieder möglichen Rentensteigerungen nicht vollständig bei den Rentnern ankommen.

Die Hälfte der Steigerungen werde voraussichtlich einbehalten, um die nur durch die Rentengarantie der Bundesregierung verhinderte Rentenkürzung um 0,5% für 2010 auszugleichen und damit die Renten wieder mit der Entwicklung der Löhne zur Deckung zu bringen. Gunkel sah sogar einen Korrekturbedarf von bis zu vier Prozent, der von den Rentenerhöhungen bis 2016 abgezogen werden müsse. Ein Verzicht auf diesen Ausgleich sei nicht möglich, da sonst der Beitragssatz zur Rentenversicherung angehoben werden müsse.

Demografische Entwicklung drückt staatliche Rente

Angesichts der demografischen Entwicklung und des selbst in guten Jahren langsamen Wirtschaftswachstums in Deutschland sind große Anstiege beim Rentenniveau auch in Zukunft nicht zu erwarten. Immer weniger Kinder und immer längere Lebenserwartungen bedeuten im umlagefinanzierten Rentensystem dass es immer weniger umzulegen gibt. Die Rürup-Kommission erwartet für das Jahr 2040 ein Rentenniveau von nur noch 38% des letzten Bruttoeinkommens.

Bei der Vorsorge fürs Alter muss sich der Sparer also mehr und mehr auf sich selbst verlassen, insbesondere wenn er vorhat, auch im Alter auf Annehmlichkeiten wie Urlaube nicht zu verzichten. Den Sparern ist das auch bewusst: Laut einer Umfrage von J.P. Morgan Asset Management glauben nur noch etwas mehr als 11% der Deutschen, mit der staatlichen und betrieblichen Rente ausreichend abgesichert zu sein. Der Anteil derer, die gar nichts sparen, sank auf den niedrigsten von J.P. Morgan bisher gemessenen Wert.

Wie am besten privat vorsorgen?

Aber wie sparen? Die Möglichkeiten sind zahlreich, und noch zahlreicher sind die Haken. Wie der Bundesverband Investment und Asset Management in einer Untersuchung über Fondssparpläne feststellte, hatten nach zehn Jahren beispielsweise 85% aller international investierenden Aktienfonds das Geld ihrer Anleger nicht vermehrt, sondern sogar Geld verloren. Selbst nach 20 Jahren hatten viele Fonds immer noch eine negative oder nicht über dem Tagesgeldzins liegende Rendite.

Und wenn der Sparer nach 20 Jahren merkt, dass er auf das falsche Pferd gesetzt hat, ist schon viel wertvolle Zeit verstrichen. Und wie die Aktienkurse gerade stehen werden wenn man in Rente gehen will, das kann niemand vorhersagen. Einfach stoisch jeden Monat seine Sparraten zu investieren und zu hoffen, dass der Kurs am Ende gut aussieht, kann leicht schief gehen. Der Anleger muss also neben Geld auch Zeit und Mühe investieren, um sich zu informieren. Er muss seine Gewinne realisieren wenn die Kurse hoch stehen und einkaufen, wenn die Kurse niedrig sind.

Jetzt, bei sehr hohen Ständen, noch auf den Gold- oder Aktienzug aufspringen zu wollen, kann leicht ins Auge gehen. Nachzügler in der Anlegerherde werden schnell gefressen. Wer seine Anlagen dagegen diversifiziert, sich andauernd über die aktuellen Nachrichten auf dem Laufenden hält und freigewordenes Geld lieber ein paar Monate auf dem Tagesgeldkonto lässt bis sich durch eine Marktkorrektur eine Einstiegsgelegenheit bietet, wer Angebote vergleicht, Trends nicht hinterherhechelt, Gebühren spart und die Sparpotentiale bei der Steuer nutzt, der sieht voraussichtlich einem angenehmen Ruhestand entgegen.
Redaktion (16.11.2009)

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