Inflationsschutz: Muss es immer Gold sein?

Die Angst vor dem Währungskollaps machts: Der Goldpreis hat sich über die letzten beiden Jahre betrachtet fast verdoppelt, und im letzten Jahrzehnt verfünffacht. Eine solche exorbitante Preissteigerung erlebt man nicht alle Tage. Ausufernde Haushaltsdefizite, niedrige Zinsen, bis zum Anschlag aufgedrehte Geldhähne der Zentralbanken und die Befürchtung eines Abwertungswettlaufs der Währungen sind Motoren dieser Entwicklung. Die Anleger erhoffen sich vom Gold krisenfeste Sicherheit.

Nicht nur die Preise für Gold und Silber steigen derzeit in schwindelerregende Höhen. Auch Industriemetalle wie Kupfer und Zinn erreichen Rekordstände. Nur ein Teil dieser Entwicklung lässt sich auf die verbesserte Konjunktur zurückführen. Ein weiterer wichtiger Grund ist die Flucht von Anlegern, die auf eine anziehende Inflation setzen, in Sachwerte. Vielen hat die Krise einiger Euro-Mitgliedsstaaten das Vertrauen in den Euro erschüttert. Sie versuchen nun, aus dem Euro – vor allem aus Bargeld-Anlagen wie Lebensversicherungen und Sparbriefen – gewissermaßen auszusteigen. Ein Fünftel aller Deutschen soll aus Sorge Altersvorsorgeprodukte vorzeitig gekündigt haben. Statt dessen sind nun Sachwerte en vogue. Aber auch Aktien sind relativ inflationssicher.

Was ist ein angemessener Preis, was eine Blase?

Das hat Auswirkungen am Markt: der Einstieg neuer Investoren treibt die Preise, was wiederum neue Investoren anlockt. Das sorgt auch für größere Schwankungen bei den Preisen – Spekulanten sind wankelmütiger als die Industrie. Wenn die Faktoren sich abschwächen, die Anleger in die Rohstoffmärkte treiben, etwa wenn die Zentralbanken wieder die Zinsen anheben und die Inflationsangst nachlässt – dann kann das wiederum über eine Rückkopplung zu einem Crash führen, wenn die Spekulanten, die im Vertrauen auf steigende Preise teuer eingekauft haben, die Flucht ergreifen und damit die Preise noch weiter fallen lassen.

Woher weiß man also, ob es sich noch lohnt, beim aktuellen Preis einzusteigen? Was ist der „richtige“ Preis? Warum ändert sich der Goldpreis? Wird Gold „teurer“ oder werden Euro und Dollar „billiger“? Experten untersuchen beispielsweise die Förderkosten der Produzenten. Aber wie bei Stahl wird auch bei Gold recycelt, das bedeutet die Förderung ist nicht die einzige Goldquelle. Auch Verkäufe aus den gewaltigen Vorräten der Zentralbanken können den Markt überschwemmen und den Preis drücken, umgekehrt können Käufe der Zentralbanken den Preis treiben. Umgekehrt treiben auch Der Goldpreis ergibt sich aus dem Wechselspiel von Angebot und Nachfrage. Und die Nachfrage ist derzeit hoch: Die Lieferzeiten für Goldmünzen steigen.

Alternative Immobilien: kaufen oder sanieren

Bei der Alternative Immobilien zeigt sich derselbe Effekt. Die düsteren Zukunftsvisionen von Währungskollaps und Hyperinflation bewegen Verbraucher zum Griff nach dem Betongold. Und auch hier stöhnen Bank-Sachbearbeiter unter dem Andrang. Die Bearbeitung einer Bau- oder Kauffinanzierung dauert derzeit schon mal doppelt so lange wie sonst. Die Immobilienpreise steigen wie seit der Wiedervereinigung nicht mehr. Der Umstieg sind jedoch mit Opportunitätskosten verbunden: die vorzeitige Kündigung von Lebensversicherungen geht ordentlich ins Geld, physisches Gold kostet Liefer- und Lagergebühren, und auch Immobilien in gutem Zustand und ansprechender Lage sind nicht mehr als Schnäppchen zu haben. Bei Riesterverträgen muss der Verbraucher bei vorzeitiger Kündigung sogar die gezahlten Fördergelder zurückgeben.

Es ist also wichtig, das Augenmaß und die Ruhe zu wahren. Angesichts der demografischen Entwicklung sollte man sich genau überlegen, wo man sich eine teure Immobilie kauft, wo dank schrumpfender Bevölkerung die Nachfrage nach Wohnungen sinkt, da fallen auch die Preise. Eine andere Möglichkeit wäre, ein bestehendes Haus zu sanieren und besser zu isolieren. Da Energie mit ziemlicher Sicherheit teurer wird, ist gerade bei günstig hochgezogenen älteren Bauten mit dünnen Wänden einiges zu sparen. Im Idealfall lassen sich die Heizkosten um stolze zwei Drittel senken. Hinzu kommt der höhere Preis, der bei einem späteren Verkauf des Hauses zu erzielen ist. Unsanierte Objekte sind schon heute nur noch schwer verkäuflich. Staatliche Fördergelder und derzeit niedrige Konditionen auf Kredite zur Finanzierung machen unter Umständen auch Projekte rentabel, bei denen die mögliche Energieeinsparung nicht ganz so spektakulär ausfällt. Es muss jedenfalls nicht immer ein Neukauf sein.

Redaktion (01.11.2010)

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