Finanzmärkte: Wellen schlagen hoch

Die im DAX notierten Konzerne beglückten ihre Aktionäre mit Dividenden, die um über ein Viertel höher lagen als noch letztes Jahr für das Geschäftsjahr 2009 ausgeschüttet worden waren. Die 2010 um fast siebzig Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegenen Gewinne bei den Konzernen machten den Geldsegen möglich. Auch dieses Jahr soll es in diesem Tempo weitergehen. Auch bei Aktienkursen geht es derzeit steil bergauf. Der Silberpreis verzeichnete gleichzeitig einen so hohen Stand wie seit 30 Jahren nicht mehr, und der Goldpreis übersprang erstmals die 1500-Dollar-Marke.

Die wichtigsten weltweiten Investmentbanken verzeichnen, unter diesen Umständen wenig überraschend, ebenfalls wieder stolze Gewinne. Weltweite Investmentriesen wie UBS, Deutsche Bank und JP Morgan meldeten zum Abschluss des ersten Quartals 2011 spektakuläre Zahlen.

Risiken im Bankensektor bleiben

Es ist aber nicht alles eitel Sonnenschein. Gerade bei der Bankenbranche schlummern unter den freundlichen Zahlen böse Risiken. Das Streben nach hohen Renditen geht nicht gut zusammen mit den neuen Regelungen, die beispielsweise über höhere Eigenkapitalanforderungen die Stabilität der Banken verbessern sollen. Einige Banken spielen aber lieber schon wieder auf Risiko. In einem Artikel warnte das Manager Magazin letzte Woche vor den Gefahren der Auslagerung von Risiken mittels komplizierter Bilanztricks in einen undurchsichtigen und schwer regulierbaren Schattenbanksektor.

Eine Umschuldung in einem der Eurostaaten könnte über die damit einhergehenden Ausfälle bei den Großbanken, die zum Teil erhebliche Summen in Staatsanleihen in der Bilanz haben, die Branche schnell wieder in eine Schieflage bringen. Dann stünde man wieder da, wo man auf dem Höhepunkt der Finanzkrise stand, nämlich vor der Frage, wie man die wichtigen ins Wanken gekommenen Institute wieder stabilisiert. Sonst drohte eine Kettenreaktion. Besorgniserregendste Wackelkandidaten sind nach wie vor die Griechen, die trotz aller Konsolidierungsversuche noch immer ein Haushaltsdefizit in zweistelliger Höhe mit sich herumtragen.

Die Angst vor dem Kollaps, genährt nicht zuletzt auch von der ebenfalls prekären Lage in den USA, wo erst vorletzte Woche von der Ratingagentur S&P die Kreditwürdigkeit der Vereinigten Staaten – wenn auch vorerst noch zart – in Zweifel gezogen wurde. Die Kombination von Aufschwung und Flucht in Sachwerte und heraus aus Staatsanleihen treibt die Inflation. Rohstoffe, Lebensmittel, Gold, Öl, überall waren zuletzt Rekordpreise zu verzeichnen.

Deutschland: Inflation steigt trotz Zinsschritt

In Deutschland verschärft die gute Konjunktur und sich weiter verbessernde Arbeitsmarktlage das Problem. Steigende Löhne üben zusätzlichen Druck auf die Preise aus: Experten sprechen von einer Lohn-Preis-Spirale. Die europäische Statistikbehörde Eurostat rechnet für den März mit einer Inflationsrate von 2,6 Prozent, ein erneuter Anstieg. Das Preissteigerungsziel der Europäischen Zentralbank liegt bei nicht mehr als zwei Prozent. Eine erneute Erhöhung des Leitzinssatzes erscheint damit wahrscheinlich. In der Folge sollten zinsbasierte Anlagen über steigende Zinsen und sinkende Inflation mittelfristig wieder attraktiver werden gegenüber den rohstoff- und edelmetallbasierten Anlagen, was die Inflation weiter drücken sollte.

Der richtige Zeitpunkt für einen Markteinstieg oder -ausstieg ist unter diesen Umständen schwer zu finden. Glaubt man beispielsweise, dass ein europaweiter Schuldencrash abgewendet werden kann? Wie ist es mit den Amerikanern? Wie schnell und entschlossen wird die EZB gegen die Inflation vorgehen? Wie auch immer man diese Variablen einschätzt, Nervosität sollte man sich nicht gestatten, sondern lieber gut diversifizieren und langfristig denken. Die Zukunft ist schlicht nicht exakt vorherzusagen, und allzu häufige An- und Verkäufe von Geldanlagen nützen über die anfallenden Gebühren in erster Linie der Bank.

Redaktion (03.05.2011)

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