Was würde ein negativer Einlagezins für Verbraucher bedeuten?

Nun ist es wohl wirklich bald soweit. Was lange schon vermutet und spekuliert wurde, dürfte bald zur Wirklichkeit werden: ein negativer Einlagezins bei der Europäischen Zentralbank. Dies bedeutet, dass Banken bald Zinsen für ihre Einlagen bei der EZB bezahlen müssen, eine Art Strafzins sozusagen.

Sparen statt Kredite – Strafzinsen für Banken in der Euro-Zone

Die Banken zahlen kaum noch Geld, wenn sie sich Geld von der Europäischen Zentralbank leihen. Der dafür berechnete Hauptrefinanzierungssatz der Banken, auch als Leitzins bezeichnet, liegt seit dem November des vergangenen Jahres auf nur noch 0,25 Prozent. Die Folge eines derart niedrigen Zinssatzes: Die Banken können sich günstig Geld von der EZB ausleihen, zugleich sind die Interbankenzinssätze für das Verleihen von Geld der Banken untereinander natürlich auch auf einem niedrigeren Niveau.

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Wollen die Banken an günstiges Geld kommen, haben sie es natürlich einfach, doch nach wie vor werden in der Folge, wie eigentlich von der Europäischen Notenbank geplant, nicht mehr Kredite an Unternehmen und Verbraucher vergeben. Stattdessen parken zahlreiche Banken ihr günstig aufgenommenes Geld lieber bei der EZB selbst.

Doch genau diesem Ungemach will der Rat der EZB unter Präsident Mario Draghi nun endlich den Garaus bereiten. Da die Banken in den letzten Monaten immer noch nicht auf die reine Ankündigung eines solchen negativen Einlagezins reagiert hatten, wird die Europäische Zentralbank nun endlich handeln und diesen auch tatsächlich einführen müssen. Für die Banken bedeutet dies, dass sie in Zukunft dann Zinsen für ihre Einlagen bei der EZB zahlen müssten. Doch was bedeutet das für die Verbraucher?

Sinkende Sparzinsen dank Negativzins für Banken

Die Banken können sich billig Geld leihen, um dieses dann bei der EZB zu bunkern. Ein Teil der Refinanzierung der Banken für das laufende Geschäft (unter anderem die Vergabe der Kredite) wird damit weiter über die Einlagen von Kunden durchgeführt. Je nach Bank erhalten diese derzeit entweder Minizinsen oder sogar halbwegs erträgliche Zinssätze für ihr Tagesgeld und / oder ihr Festgeld.

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Wenn die Banken jedoch für ihre eigenen Einlagen bei der Europäischen Zentralbank zahlen müssen, fällt dies natürlich weg – denn welche Bank will schon einen Negativzins zahlen. Dies würde zugleich bedeuten, dass die Banken in Deutschland dadurch noch weniger Geld wie bisher schon in den letzten Jahren als Einlagen von ihren Kunden benötigen.

Richtig gerechnet, was natürlich jedoch auch immer nur als modellhaft und als Prognose zu verstehen ist, würde dies bedeuten: die Sparzinsen für die Bundesbürger sinken weiter. Die EZB würde im Kampf gegen die Eurokrise damit vor allem den deutschen Sparern weiter in die Taschen greifen, denn in anderen Staaten der Währungsunion liegen die Zinsen für Spareinlagen wie Tagesgelder und Festgeldkonten oft auf einem deutlich höheren Niveau als in Deutschland.

Negativer Einlagezins für die Banken = sinkende Kreditzinsen?

Der Grund, wieso die Europäische Zentralbank den Einlagezins für die Banken negativ setzen will, liegt auf der Hand: die Banken sollen, anstatt das Geld bei der EZB zu bunkern, Kredite an Verbraucher und vor allem an Unternehmen ausgeben, um die Wirtschaft in den Euro-Staaten anzukurbeln und Investitionen möglich zu machen.

Doch wird dies automatisch dazu führen, dass Kredite in Deutschland günstiger werden, nur weil die Banken ihr Geld nicht mehr bei der EZB anlegen werden, um den „Strafzins“ zu umgehen? Eher nicht. Denn just in diese Zeit spielt das gestrige Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) rein, das Bearbeitungsgebühren für Kredite an private Verbraucher für unzulässig erklärt hat. Die davon betroffenen Banken werden nun möglicherweise ziemlich viel Geld an die Kunden zurückzahlen müssen, die nun von rechtlicher Seite aus diese Gebühren zurückfordern können.

Eine Senkung der Kreditzinsen dürfte damit zumindest in Deutschland nicht so schnell vor der Tür stehen, selbst wenn der Negativzins für die Einlagen von Banken bei der EZB eingeführt werden sollte. Stattdessen werden die von dem Urteil betroffenen Banken – nicht jede Bank hat ja Bearbeitungsgebühren für Verbraucherkredite berechnet! – erst einmal sehen müssen, wie hoch die Forderungen sind, die nun auf sie zukommen werden, und wie sie diese zurückerstatten können.

Auch Leitzins im Visier

Nach mehreren Monaten des Stillstands beim Leitzins könnte dies nun langsam doch wieder ins Visier genommen und weiter gesenkt werden. Der Grund hierfür ist letztlich ein einfacher: der Euro ist derzeit nach Ansicht vieler Experten überbewertet, zugleich schwächt ein starker Euro die Exporte in die Staaten, die nicht Mitglieder der Währungsunion sind.

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Dadurch wird das Nachdenken über ein weiteres Senken des Leitzinssatzes für die Euro-Zone natürlich immer lauter. Und im Juni könnte es dann möglicherweise wirklich soweit sein, wenn der Rat der EZB am ersten Donnerstag des Monats zu seiner turnusmäßigen geldpolitischen Sitzung zusammentritt.

Während eine Leitzinssenkung um gleich 25 Basispunkte und damit auf 0,00 Prozent eher als unwahrscheinlich gilt, wird eine Senkung des Hauptrefinanzierungssatzes für die Banken um 10 Basispunkte auf 0,15 Prozent oder um 15 Basispunkte auf 0,10 Prozent immer wahrscheinlicher.

Für die Sparer in Deutschland dürfte dies weitere Einbußen bei den sowieso schon niedrigen Sparzinsen bedeuten. Sie wären damit, würde auf der einen Seite der negative Einlagezins für die Banken eingeführt, und auf der anderen Seite auch noch der Leitzins gesenkt, doppelt von den Entscheidungen der Europäischen Zentralbank betroffen. Deshalb ist es derzeit wohl empfehlenswert, sich alsbald nach Spareinlagen mit halbwegs guten Zinsen umzusehen, bevor die Sparzinsen aller Voraussicht nach noch weiter in den Keller gehen werden.

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