Es mehren sich die Anzeichen, dass die Europäische Zentralbank im kommenden Monat weiter am Leitzins schrauben und diesen noch mehr senken wird. Dabei könnte es zu einer Zinssenkung bis auf null Prozent kommen. Bereits jetzt sind die Tagesgeldzinsen auf einem Niveau, das nur noch in sehr wenigen Fällen über die Inflationsrate reicht bzw. an diese heranreicht und damit überhaupt einen Inflationsausgleich möglich macht. Doch es könnte nach einer erneuten Leitzinssenkung noch schlimmer kommen. Stehen die Tagesgeldzinsen gar kurz vor dem Totalabsturz?
Tagesgeldzinsen im Durchschnitt längst im Keller angekommen
Längst sind sie im Keller angekommen, die Zinsen für Tagesgelder. Für das Neugeschäft bei privaten Sparern und Anlegern lag der durchschnittliche Zinssatz im November und Dezember 2013 bei nur noch 0,39 Prozent p.a. Dies ergaben jeweils die Berechnungen der Deutschen Bundesbank für die entsprechenden Monate. Und während das Neugeschäftsvolumen im November des vergangenen Jahres trotz niedriger Zinsen sogar noch gestiegen war, sank im Dezember dann auch wieder das Volumen im Neugeschäft für private Tagesgeldanlagen.
Damit sind die Zinsen für Tagesgelder binnen eines Jahres von sowieso schon niedrigen 0,57 Prozent p.a. nochmals um 18 Basispunkte gesunken – und ein Ende des Abwärtstrend ist möglicherweise noch lange nicht in Sicht. Denn es droht ein Leitzins, der auf null Prozent gesenkt werden könnte. Für die Tagesgeldzinsen dürfte dies möglicherweise einen Absturz bedeuten, der ohnegleichen sein könnte, wie aller Voraussicht nach dann auch für Festgelder.
Es sei denn, die Banken in Deutschland besinnen sich endlich eines Besseren und kehren sich ab von dem Leitzins als Maßstab und damit Orientierungspunkt für die Höhe der Sparzinsen und bieten endlich wieder auch in der Breite akzeptable Zinsen für Tagesgeldkonten wie auch für Festgelder und Co. an. Dies ist derzeit jedoch nicht der Fall, und es bleibt abzuwarten, ob sich die Masse der Banken überhaupt dazu aufraffen könnte, endlich die Interessen ihrer Kunden zu sehen und damit auch zugleich daran zu denken, die Sparzinsen auf ein passables Niveau anzuheben.
Entwicklung der Tagesgeldzinsen für private Anleger seit Dezember 2012
- Dezember 2012: 0,57 % p.a. –> 841,703 Mio. Euro
- Januar 2013: 0,54 % p.a. –> 847,786 Mio. Euro
- Februar 2013: 0,51 % p.a –> 857,813 Mio. Euro
- März 2013: 0,50 % p.a. –> 862,900 Mio. Euro
- April 2013: 0,47 % p.a. –> 869,149 Mio. Euro
- Mai 2013: 0,46 % p.a. –> 881,098 Mio. Euro
- Juni 2013: 0,44 % p.a. –> 888,922 Mio. Euro
- Juli 2013: 0.43 % p.a. –> 895,155 Mio. Euro
- August 2013: 0,42 % p.a. –> 904,740 Mio. Euro
- September 2013: 0,41 % p.a. –> 905,457 Mio. Euro
- Oktober 2013: 0,40 % p.a. –> 915,399 Mio. Euro
- November 2013: 0,39 % p.a. –> 935,789 Mio. Euro
- Dezember: 2013: 0,39 % p.a. –> 931,980 Mio. Euro
Was Sparer jetzt tun können
Die niedrigen Zinsen werfen natürlich die Frage auf, was jeder Sparer nun selbst tun kann, um aus diesem Elend der niedrigen Zinsen zu entkommen. Natürlich ist die Auswahl derzeit eher sehr beschränkt und viele Möglichkeiten gibt es demnach nicht mehr, um noch an halbwegs gut verzinste Tagesgelder zu kommen. Die meisten Banken haben längst die Waffen gestreckt und ihr Zinsniveau immer mehr nach unten hin angepasst beim Tagesgeld, so wirklich Spaß macht das dann als Sparer wirklich nicht mehr, keine Frage.
Doch die Lage macht es erforderlich, umzudenken. Nicht mehr die hohe Rendite sollte dabei derzeit vielleicht im Vordergrund stehen, sondern die Frage: wie kann ich mit meinem Tagesgeld einen Inflationsausgleich schaffen. Weiter nach oben gehen die Zinsen derzeit sowieso nicht mehr, weshalb dies ein durchaus vernünftiger Ansatz sein dürfte bei der Suche nach einem entsprechend verzinsten Tagesgeldkonto.
Die Inflationsrate lag im Januar 2014 bei 1,3 Prozent, weshalb Sparer bei einem Tagesgeldkonto möglichst darauf achten sollten, dass sie diesen Zinssatz erhalten, um einen Inflationsausgleich zu erreichen. Wichtig ist hier jedoch auch der Freistellungsauftrag! Ist dieser nicht gestellt für das jeweilige Tagesgeldkonto und dessen Zinsertrag, wird der sowieso schon niedrige Zinsertrag noch weiter geschmälert – und dann wird das nichts mit dem Ausgleich der Inflationsrate.
Tagesgelder mit Zinsen im Bereich der Inflationsrate
Eine einzige Bank schafft es derzeit, ein Tagesgeldkonto anzubieten, bei dem die Zinsen über das ganze Jahr hinweg gesehen über der aktuellen Inflationsrate liegen, und dies ist Cortal Consors. Zwar liegen die VTB Direktbank und die ING-DiBa mit ihren Neukunden-Angeboten auf den ersten Blick höher mit ihren Zinsen, da beide Banken jedoch eine deutlich kürzere Zinsgarantie als Cortal Consors anbieten, sollte natürlich jeder selbst nachrechnen, welches Tagesgeldkonto ihm bzw. ihr da lieber ist.
Cortal Consors bietet auf jeden Fall derzeit einen Zinssatz von 1,40 Prozent p.a. für Neukunden an. Zwar nur bis zu einem Anlagebetrag von 50.000 Euro, dafür mit einer Zinsgarantie von 12 Monaten nach Kontoeröffnung. Damit ist dieses Tagesgeldkonto aktuell wohl das mit der besten „Trefferquote“ in Sachen Inflationsausgleich, dieser Ansicht sind wir zumindest
Für Anlagebeträge, die darüber hinausgehen, kann man sich dann immer noch nach einem der anderen Anbieter umsehen. Beispielsweise eben der VTB Direktbank, bei der es derzeit 1,50 Prozent p.a. gibt, garantiert auf sechs Monate, oder der ING-DiBa, bei der es den gleichen Zinssatz gibt, jedoch nur auf vier Monate garantiert.
Wann kommt die Zinswende endlich?
Eine der am schwierigsten zu beantwortenden Fragen ist derzeit wohl die Frage nach der Zinswende nach oben hin. Eines dürfte dabei sicher sein: schnell wird kaum gehen mit der Erhöhung des Leitzinssatzes und damit mit der Zinswende im Bereich der Sparkonten. Noch schwieriger ist jedoch die Frage, wann sie denn eigentlich überhaupt kommen bzw. beginnen wird. Noch vor einigen Monaten gingen Finanzmarkt-Experten davon aus, dass der Leitzins auf Ende dieses Jahres wieder steigen würde, und damit auch die Sparzinsen (Tagesgeldzinsen, Festgeldzinsen, etc.).
Diese Prognose dürfte jedoch hinfällig sein, nachdem die EZB im November 2013 plötzlich sehr überraschend erneut am Leitzins geschraubt und diesen auf ein neues historisches Tief gesenkt hat. Seitdem ist nichts mehr, wie es war und es ist damit nahezu unmöglich geworden, eine Prognose in Bezug einer Wende bei der Zinspolitik abzugeben – selbst hinsichtlich einer langsamen Zinswende. So gilt es für alle, für Experten wie für Sparer, abzuwarten, bis sie denn endlich kommt, die Wende von den Minizinsen hin zu endlich wieder handfesten Sparzinsen, die Anlegern auch tatsächlich eine Rendite bescheren und nicht nur einen Inflationsausgleich nahezu unmöglich machen. Wie es derzeit der Fall ist und es wohl auch eine ganze Weile lang noch so bleiben wird.