Wirtschaft auf der Kippe?

Die Nachrichten aus der Wirtschaft sind derzeit noch widersprüchlicher als gewohnt. Das Anleger-Stimmungsbarometer der US-Bank J.P. Morgan erreichte einen neuen Höchststand. Fast die Hälfte der Privatanleger rechnet demnach nun mit weiterhin steigenden Aktienkursen, was einem Anstieg von über zehn Prozent entspricht. Auch die Zahl derjenigen, die mit sinkenden Kursen rechnen, ging weiter zurück.

Und nicht nur Aktien steigen: Öl, Gold, überall geht es aufwärts. Nun kann man ja aus unterschiedlichen Gründen mit steigenden Aktienkursen rechnen, und ein Grund, der für steigende Aktienkurse spricht, ist die Liquiditätspolitik der Zentralbanken, die darauf ausgerichtet ist, eine Deflation und Depression zu verhindern.

Dies scheint gelungen, die Wirtschaft läuft langsam wieder an. Der sinkende Dollar deutet allerdings auf einen Vertrauensverlust in die Stabilität der US-Währung hin. Die Fed macht noch keine Anstalten, das billige Geld wieder einzusammeln, und riskiert damit möglicherweise starke Inflation und Blasenbildung auf den ansteigenden Aktien-, Gold- und Rohstoffmärkten. Wie lange das gut geht weiß man nicht.

Euro stabil

Die gute Nachricht: der steigende Eurokurs relativ zum Dollar scheint darauf hinzudeuten, dass Vertrauen in die Stabilität des Euro dagegen noch besteht. Haar in der Suppe hier: ein hoher Eurokurs verteuert Exporte und bremst damit tendenziell das Wachstum.

Auch vom Bankensektor kommen gemischte Signale. Dieses Wochenende gingen sechs amerikanische Banken pleite, in den Abgrund gerissen von faulen Krediten. Damit liegt die Zahl nun schon bei über hundert und damit bei über dem vierfachen des Gesamtwertes für das Jahr 2008. Experten sprechen von hunderten weiteren „Zombie-Banken“, die noch abstürzen könnten. Der Druck auf die amerikanische Einlagensicherungsagentur FDIC steigt.

Die gute Nachricht: die meisten der gescheiterten Banken sind kleine und winzige Institute mit Bilanzsummen im Millionen- statt im Milliardenbereich, von denen es am amerikanischen Markt eher zu viele gibt. Eine heilsame Marktbereinigung also? Man wird sehen.

Abwarten?

Die Anleger sind jedenfalls noch nicht bereit, in ungebremsten Optimismus zu verfallen, im Gegenteil: die populärste Anlageform war lt. J.P. Morgan-Umfrage das Tagesgeld, das sich vor Aktienfonds, Einzelaktien und Sparbücher schieben konnte. Man kann das in Anbetracht der widersprüchlichen Tendenzen der Wirtschaft wohl als abwartende Haltung einstufen – die Liquidität des Tagesgeld- Guthabens macht es leicht, auf sich ändernde Bedingungen zu reagieren.

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