Die Angst vor der Blase

Die Niedrigzinspolitik der wichtigen Zentralbanken EZB und Fed, die die heimische Wirtschaft stützen sollte, führte gleichzeitig dazu, dass Investoren viel Geld zur Verfügung hatten und sich dafür sich nach Anlagemöglichkeiten umsehen mussten. Nicht nur die heimischen Aktienmärkte erholten sich unter dem Zufluss dieses frischen Geldes schnell, auch die Märkte der Schwellenländer verzeichneten rasante Kursanstiege. Der Referenzindex MSCI Emerging Markets legte 2009 um 75 % zu. Die Begeisterung darüber ist allerdings nicht ungetrübt. Die Furcht, aus einer Überhitzung der Märkte könnte neue Instabilität entstehen, belastet Investoren und Experten.

Auch die Frage, inwieweit die wirtschaftliche Erholung nur künstlich ist und ob sie nach Beendigung der Maßnahmen der Zentralbanken und Regierungen wieder zusammenbricht, ist schwer zu beantworten. Der unter dem Eindruck des steilen Kursanstieges und wieder guter Unternehmensgewinne auch bei Privatanlegern wieder gewachsene Optimismus würde dann die Anleger fatal in die Irre leiten. Wie die FAZ unter Berufung auf eine Studie des „Investors Intelligence Survey of Investment Advisors“ berichtete, nähert sich das zahlenmäßige Verhältnis optimistischer zu pessimistischer Anleger langsam Werten, die in der Vergangenheit auf eine übergroße, eine Korrektur ankündigende Euphorie hindeuteten. Viele Investoren würden infolgedessen wieder nervös und zögen einen Ausstieg in Erwägung.

Bremsen, aber wann und wie?

Wie die FTD berichtete, warnte zuletzt auch der Internationale Währungsfonds IWF vor einem Überhitzungsszenario. Die durch ihr hohes Wirtschaftswachstum attraktiven Tigerstaaten Südostasiens könnten sich gezwungen sehen, die volatilen Geldströme, die ebenso schnell wieder abziehen könnten wie sie hereingekommen sind, zu bremsen. Der Zufluss von Geld treibt die Wechselkurse der lokalen Währungen nach oben und verschlechtert so die Wettbewerbsfähigkeit der Exporte. Auch gefährliche Spekulationsblasen und für die Einwohner schmerzhafte Inflation können entstehen, wenn die von den Investoren übermäßig getriebenen Preise den Fundamentaldaten davonlaufen.

Die für die Weltkonjunktur lebenswichtige amerikanische Volkswirtschaft etwa leidet weiterhin unter sehr hohen Arbeitslosenzahlen und stagnierenden Einkommen. Die Erholung außerhalb der Finanzmärkte verläuft, so berichtete letzte Woche die FAZ, deutlich schleppender als nach früheren Rezessionen. Die Kombination von schwacher Wirtschaftsentwicklung und lockerer Geldpolitik fördert dazu noch schon jetzt Übertreibungen. Selbst große Schwellenländer mit starken Volkswirtschaften wie China und Indien leiden derzeit unter steigenden Verbraucherpreisen, in Vietnam nähert sich die Teuerungsrate sogar zehn Prozent. Neben anderen Maßnahmen sind nun in den betroffenen Ländern auch Steuern auf bestimmte Finanztransaktionen denkbar. Die chinesische Währung ist auch relativ niedrig bewertet und könnte aufgewertet werden, was es attraktiver machen würde, in das Land geflossenes Geld in Importgüter zu investieren.

Konsum und Wachstum sind bisher noch zu sehr von den schuldenfinanzierten Konjunkturprogrammen der Regierungen abhängig, was es für die Zentralbanken heikel macht, zu einer strafferen Geldpolitik zurückzukehren und damit womöglich den Aufschwung abzuwürgen. Die hohe Verschuldung der westlichen Regierungen dürfte aber dafür sorgen, dass der Aufschwung auf Pump nicht ewig währen dürfte. Wenn eine Korrektur der Fundamentaldaten nach unten eintritt, dürften die Finanzmärkte folgen.

Redaktion (11.04.2010)

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