Der Euro, die Haushalte und das Wachstum

Ein erster Ausläufer der Schieflage der öffentlichen Haushalte im Euroraum kommt diesen Monat spürbar bei den Verbrauchern an. Nach Daten des ADAC ist der Benzinpreis aufgrund des gegenüber dem Dollar geschwächten Euro deutschlandweit gestiegen. Nur weil die angekündigten Sparmaßnahmen der Regierungen die Konjunkturaussichten und damit die zukünftig zu erwartende Ölnachfrage drücken, fällt der Anstieg nicht noch deutlicher aus: Zwischen Anfang Mai und letztem Mittwoch fiel der Ölpreis kräftig, um rund ein Fünftel.

Wird der Euro also weich? Die Inflationsrate in der Eurozone hat insgesamt im April wieder angezogen und liegt jetzt bei 1,5 Prozent. Nach Daten der Deka Bank ist allerdings keine starke Inflationsneigung abzusehen. Die Steigerung sei auf saisonale Effekte und Energiekosten zurückzuführen, die Preise für Industriegüter und Dienstleistungen stiegen nur unterdurchschnittlich stark. Weder bei den Löhnen noch beim Konsum sei eine preistreibende Ausweitung abzusehen, so dass der in vielen Medien befürchtete massive Anstieg der Inflationsrate erst einmal wohl ausbleiben werde. In Teilen der Eurozone bestehe sogar im Gegenteil Deflationsdruck. Die Deka Bank rechnet mit einer jährlichen Inflationsrate von nur 1,5 %. Im Binnenhandel bleiben die Preise also stabil.

Exporte stark, Staatshaushalte schwach

Wie sieht es aber im Außenhandel aus? Der verglichen mit ausländischen Währungen schwächere Euro bringt nämlich nicht nur Ärger an der Zapfsäule, sondern auch Vorteile: Er belebt die deutsche Exportindustrie, die fast die Hälfte des Bruttoinlandsproduktes ausmacht. Im Frühjahr 2010 konnten monatliche Exportzuwächse von bis zu zehn Prozent verbucht werden. Die Aufträge nehmen zu, und mit ihnen der Optimismus. Da auch die Arbeitslosigkeit niedrig und der Binnenkonsum daher ebenfalls relativ robust geblieben ist, halten sowohl der Bundesverband der Deutschen Industrie als auch der Internationale Währungsfonds sogar ein für hiesige Verhältnisse sehr starkes jährliches Wachstum von über zwei Prozent immerhin für möglich. Der IWF rechnet im weltweiten Schnitt sogar mit einem Wachstum von über vier Prozent. Der Schwung nimmt zu: Nicht einmal der vergangene harte Winter konnte die Erholung hierzulande aufhalten. Stabile Preise und Wachstum also, nichts als gute Nachrichten?

Nur die beispiellos ramponierten Staatshaushalte können jetzt noch Sand ins Getriebe streuen. Bis 2014, auch das sagt nämlich der IWF, werden die Staatsschulden der Industrieländer rasant anwachsen und dann ihre gesamte Wirtschaftsleistung übertreffen. Ein allzu harter Sparkurs, verbunden mit weniger staatlichen Investitionen und womöglich sogar happigen Steuererhöhungen könnte die Erholung noch zum Stillstand bringen. Ob den Regierungen der Balanceakt zwischen Staatsbankrott und Wirtschaftsstillstand gelingt, wird sich dieses Jahr noch zeigen. Bundesfinanzminister Schäuble hat jedenfalls angekündigt, in fast allen Ressorts kräftig zu sparen.

Redaktion (25.05.2010)

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