Letzte Woche senkte die Ratingagentur Moody’s die Kreditwürdigkeit des Eurozonen-Sorgenkindes Griechenland radikal ab. Die Agentur sieht Anleihen des Landes nun im Investmentjargon als „Ramsch“, aufgrund schwerwiegender ökonomischer Risikofaktoren wie den durch das Sparpaket der Regierung eingetrübten Wachstumsaussichten. Da viele Großanleger in ihren Portfolios keine Ramschpapiere halten dürfen, wird es für das Land nun noch schwieriger, neue Anleihen zu platzieren, wodurch seine Lage sich weiter zuspitzt.
Griechenland steht mit seinen Problemen nicht alleine da. Das in Mannheim residierende Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung meldete als Ergebnis seiner monatlichen Umfrage unter Experten und Anlegern, dass die Erwartung einer Abschwächung der Konjunktur sich breit macht. Die Haushaltsprobleme aller europäischen Länder werden sich in Sparmaßnahmen und damit geringerem Wachstum niederschlagen. Neben Griechenland steckt vor allem auch Spanien weiterhin in Schwierigkeiten, wo neben dem Haushalt auch ein wankender Bankensektor bei den Experten für Sorgenfalten sorgt.
Drahtseilakt in den Parlamenten und Ministerien
Auch beim legislativen Vorgehen gegen Risiken an den Finanzmärkten, etwa das von der Bundesregierung eingebrachte Verbot von Leerverkäufen, die Veröffentlichung der Ergebnisse von „Stresstests“ oder Änderungen der Eigenkapitalanforderungen an Banken, müssen die Regierungen auch die bremsenden Effekte, die die Regulierung auf die Konjunktur und die Wirtschaftstätigkeit haben kann, im Auge behalten. Zu strikte Anforderungen etwa beim Eigenkapital bremsen die Kreditvergabe durch die Banken an die Wirtschaft noch weiter. Ein Drahtseilakt.
Für Deutschland brachte zuletzt das Kieler Institut für Weltwirtschaft eine reduzierte Wachstumsprognose für 2011 heraus. Für 2011 rechnet das Institut nun mit einem Wachstum von 1,2 Prozent und einem Rückgang der Arbeitslosigkeit auf 2,9 Millionen. Zuvor war von einem Wachstum von 1,8 Prozent ausgegangen worden, aber angesichts der drückenden Schuldenlast im Bundeshaushalt entschlossen sich die Kieler, die Prognose zu revidieren. Auf der erfreulichen Seite ist festzuhalten, dass das Institut die Prognose für dieses Jahr, in dem die Sparmaßnahmen die Konjunktur noch nicht drosseln können, um fast ein Prozent auf 2,1 Prozent anhob. Die Citibank rechnet in den nächsten 12 Monaten mit einem DAX von 7000 Punkten.
Verbraucher skeptisch
Überwiegend die schlechten Nachrichten scheinen jedoch die Verbraucherstimmung zu bestimmen: Das wichtige J.P. Morgan-Anlegerstimmungsbarometer, das im März noch von verbreitetem Optimismus gezeugt hatte, zeigte jedenfalls für den Mai einen Einbruch in Rekordhöhe: Steigende Börsenkurse im nächsten halben Jahr erwarten statt mehr als der Hälfte der Befragten im März nun nur noch weniger als ein Viertel. Dementsprechend sank auch der Anteil der Aktien- und Fondsbesitzer um rund ein Sechstel auf noch 15 Prozent. Die Erwartungen sind nun wieder so schlecht wie zu den Hochzeiten der Krise im Winter 2008/2009.
Redaktion (23.06.2010)