Die Schublade als Chance: Welcher Anlagetyp sind Sie?

Welches ist die richtige Geldanlage? Auf diese Frage gibt es nicht nur eine korrekte Antwort. In zunehmendem Maße nutzen Berater und Banken inzwischen daher die Einteilung von Kunden in Gruppen oder Anlegertypen als Beratungshilfe. Aber auch für den Kunden kann es hilfreich sein, sich klarzumachen, welche Anlegerpersönlichkeiten er in sich vereint. So kann er einerseits besser die Anlagestrategien identifizieren, mit denen er sich am wohlsten fühlt, und andererseits die Fallstricke bewusst vermeiden, für die er besonders anfällig ist. Ob es nun vier oder sieben oder wie viele Typen auch immer gibt, ist nebensächlich, es geht nicht darum, sich in eine Schublade einzuordnen. Worauf es ankommt, ist der aufmerksame Blick auf sich selbst. So spart man sich die eine oder andere teure Anlageberatungssitzung und vielleicht einen noch teureren Anlagefehler und gewinnt Zufriedenheit.

Aber nicht wenige scheuen den dafür nötigen Aufwand. Dabei ist keineswegs nur Bequemlichkeit oder Überlastung im Spiel. Auch viele „gebrannte Kinder“ der Finanzkrise scheuen nun die Beschäftigung mit dem Thema. Zu den Informationen von Bankern und Beratern haben sie kein Vertrauen. Gelddinge sind ein Übel, auf das am besten so wenig Zeit wie möglich verwandt werden soll. Dies wirkt sich aber zu Ungunsten des Anlegers aus. Auch bei einfachen Anlagen wie Tagesgeld und Festgeld gilt: Wer die Mühe scheut, etwa die Anbieter zu vergleichen oder wegen einem halben oder gar ganzen Prozentpunkt auch die Bank zu wechseln, der verschenkt bares Geld. Schon der regelmäßige kurze Zinscheck bei Tagesgeld.de bringt zusätzliche Rendite. Auch auf eventuelle Gebühren sollte geachtet werden, da diese unterm Strich das Ergebnis schon wesentlich weniger erfreulich aussehen lassen können.

Gretchenfrage Risikobereitschaft

Neben der Bequemlichkeit des Anlegers ist ein weiterer wichtiger Punkt die Risikobereitschaft. Höhere Risiken werden bei Geldanlagen oft auch mit höheren Renditen belohnt. Risiken muss man sich aber leisten können. Wer der Rente schon nahe ist, kann es sich unter Umständen nicht leisten, nach einem Kurssturz wieder auf die Erholung zu warten. Auch jemand, der keine „eiserne Reserve“ besitzt und daher möglicherweise kurzfristig auf seine Anlage zurückgreifen muss, sollte eher auf risikoarme Anlagen setzen.

Wer etwas mehr Zeit, flüssiges Kapital und Risikofreude aufbringt, der hat natürlich mehr Möglichkeiten und kann sich eventuell über noch höhere Renditen freuen. Hier kommt eine weitere Variable ins Spiel: der Heimwerkergeist. Fühlt man sich besser, wenn man sich der Empfehlung des Fachmannes anschließen kann, oder hat man das Heft lieber selbst in der Hand und verlässt sich am liebsten auf die eigene Einschätzung der Lage? Wer sich auf die Fachleute verlässt, muss darauf achten, dass er dem Berater gegenüber seine Wünsche klar äußert und sich nicht passiv ein unpassendes Produkt aufschwatzen lässt.

Der Finanz-Heimwerker muss darauf achten, nicht der Selbstüberschätzung anheim zu fallen und nicht in Fallgruben zu stolpern, die er übersehen hat. Diese Variante ist aufgrund des hohen Informationsaufwandes sicherlich die aufwendigste und, je nachdem, wie viel Ehrgeiz man entwickelt, auch eine der risikoreicheren. Auf Finanznachrichtenportalen, auf den Internetseiten von Ratingagenturen und den Börsen muss man schon gerne Zeit verbringen, um das Finanzlatein zu verinnerlichen und eine Chance zu haben, mit den Profis mitzuhalten. Wenn es klappt, können aber allein schon die gesparten Beratungsgebühren und Aufschläge der Filialbanken ein erkleckliches Sümmchen ausmachen.

Wie viel Selbermachen ist zu viel?

Allerdings gibt es eine Menge Fallstricke zu meiden. Einigen reicht die erzielte Rendite irgendwann nicht mehr. Wie manche zur Übervorsicht neigen, jagen andere hypothetischen Idealsituationen hinterher. Wenn man genau zu diesem Zeitpunkt in den DAX eingestiegen wäre und genau hier verkauft hätte, wie viel Gewinn hätte man gemacht! Nicht anders als die Übervorsicht der einen ist, womöglich aus einem Zwischenerfolg gespeister, Übermut keine gute Sache. Wer auf dem Weg nach ganz oben die Risiken unterschätzt, der kann irgendwann böse stolpern. Ein gutes finanzielles Polster ist zum „Zocken“ daher Grundvoraussetzung. Auch sollte nur ein Bruchteil des Gesamtvermögens in die risiko- und renditeträchtigen Anlagen fließen, so dass Verluste verschmerzbar bleiben. Auch dann sollte man ein Bewusstsein seiner eigenen Grenzen bewahren: einige Anlagen bleiben auch für den fortgeschrittenen Laien zu heikel, und die Profis bleiben ihm letztlich doch meistens einen Schritt voraus.

Eine gewissenhafte Bestandsaufnahme nicht nur der eigenen finanziellen Situation und beruflichen und Lebensrisiken, des angestrebten Anlageziels, der persönlichen Vorlieben sowie Charakterstärken und -schwächen sollte jedenfalls vor jeder neuen Entscheidung immer wieder neu vorgenommen werden. Die gewonnenen Erkenntnisse können dann genutzt werden, um die eigenen Entscheidungen und die Vorschläge des Beraters nochmals abzuklopfen und zu überprüfen.

Redaktion (08.11.2010)

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