Angesichts der starken Erholung der Aktienmärkte bei im Vergleich immer noch unentschlossen-schwachem Wachstum der Volkswirtschaften sprechen viele ein halbes Jahr nach den vorläufigen Tiefpunkten an den Aktienmärkten schon wieder von einer Aktienblase. Steuern nun die Zentralbanken mit Zinserhöhungen dagegen?
Das Verhältnis von Aktienkursen zu Unternehmensgewinnen ist jedenfalls bereits wieder besorgniserregend hoch, und erst letzte Woche korrigierte das DIW Berlin seine Wachstumsprognose für mehrere Sektoren der Wirtschaft leicht nach unten. Die Börsen drohen der Realwirtschaft davonzulaufen.
Grund für die Diskrepanz zwischen Aktienmärkten und Realwirtschaft ist vor allem die als Wachstums- und Stabilisierungshilfe gedachte Niedrigzinspolitik der Notenbanken, die jetzt ihre Nachteile in Form neuer Blasen- und Inflationstendenzen offenbart. Bei einer „ungesunden“, von Liquidität und Euphorie getragenen Entwicklung kann ein Stimmungsumschwung etwa durch einen Konjunkturrückschlag eine sich selbst verstärkende Verkaufslawine in Gang setzen.
Zinserhöhung absehbar
Die gute Nachricht für die vielen Deutschen, die dem Spuk an den Börsen weiter misstrauen und lieber auf sichere Anlagen wie Tages- oder Festgeld setzen ist, dass diese Entwicklung die Notenbanken tendenziell wieder mit dem Ausstieg aus der Liquiditätspolitik, also mit Zinserhöhungen liebäugeln lässt. Australien erhöhte nun als erster der G20-Staaten die Zinsen. Die Wachstumsraten hätten sich wieder normalisiert, die Inflationsrate bewege sich am Rand des Erwünschten, die Bedingungen für eine Fortsetzung der Niedrigzinspolitik seien damit nicht mehr gegeben, teilte der Gouverneur der Reserve Bank of Australia mit.
Wie lange es dauert, bis andere Banken diesem Beispiel folgen und die zunehmend zu einer Überhitzung der Finanzmärkte beitragende Liquiditätspolitik zurückfahren, bleibt abzuwarten. Für deutsche Tagesgeldbesitzer bedeutet dies jedenfalls zumindest einen Schimmer an Hoffnung auf eine Trendwende an der Zinsfront.
Redaktion (12.10.2009)