Im Juli gab es bei den Zinsen stellenweise erfreulich deutlich Bewegung nach oben. Trotz stagnierender Zentralbankzinsen erhöhten einige Anbieter die Zinssätze und hoffen, damit neue Kunden anzulocken. Die Strategie geht auf. Nur wenige Tage nach Einführung ihres Tagesgeldkontos mit einer Verzinsung von jährlich 2,25 Prozent musste die Direktbank GE Money Bank die Anzahl der Sachbearbeiter für Kontoeröffnungen versechsfachen, wie die „Welt“ berichtete. Die Merkmale eines guten Allround-Tagesgeldkontos – keine Mindest- und Höchstanlagebeträge, keine besonderen Voraussetzungen für die Kontoeröffnung wie etwa einen Depotwechsel, keine Kontoführungs- oder Transaktionsgebühren, volle Einlagensicherung – erfüllt das neue Angebot. Auch das trägt zum Kundenansturm bei und erhöht natürlich den Druck auf die Mitbewerber, wenn diese im Vergleich konkurrenzfähig bleiben wollen. Einige Mitbewerber wie die Volkswagen Bank zogen daraufhin Mitte des Monats nach.
Ein ungewöhnlicher Neuling konnte sich in der Zinsrangliste ebenfalls ganz oben platzieren. Die noch relativ junge Ikano Bank des Möbelhauses IKEA bietet auf Guthaben auf dem kostenlosen Mastercard-Konto der Bank 2,22 Prozent Verzinsung. Ob man die Mastercard als lästiges Anhängsel oder als schönen Bonus zum Konto betrachtet, ist natürlich von der individuellen Situation abhängig. Der Zinssatz von 2,22 Prozent gilt bei der Ikano Bank bis zu einer Anlagesumme von 100.000 Euro, für die weitaus meisten Anleger völlig ausreichend. Die in der Spitzengruppe der Zinssätze schon relativ etablierten Tagesgeldanbieter Bank of Scotland und, bis zu einer Einlagenhöhe von 5000 Euro, Comdirect, liegen damit vorerst auf den Plätzen. Dass sie das bewegen wird, die Sätze nachzubessern, ist nicht ausgeschlossen. Dank des einfachen Kontowechsels und der guten Vergleichbarkeit der Produkte ist der Konkurrenzkampf hart, der Kunde freut sich.
Zinstrend uneindeutig, mehr Zins nur bei längerer Bindung
Dennoch: Bei weitem nicht alle Tagesgeldanbieter erhöhten die Zinsen. Da eine ganze Reihe Anbieter die Zinsen sogar senkten, ist nach wie vor kein klarer Trend bei den Zinsen auszumachen, der Durchschnittszins geht seitwärts. Aber wer seine Schäfchen bei einem der Spitzenanbieter untergestellt hat, dem kann der Durchschnitt erst einmal gleichgültig sein.
Wer noch höhere Renditen haben will, ohne dabei Risiken in Kauf zu nehmen, der muss schon die tägliche Verfügbarkeit seiner Einlage aufgeben und sich für längere Zeit binden: So besserte die Bank of Scotland z.B. zuletzt bei ihren Festgeldangeboten nach. Mit 3,9 Prozent per annum auf das fünfjährige Festgeld lockt die Bank neue Kunden. Auch für die kürzeren Laufzeiten wurde nachgelegt. Nach 0,15 Prozent Zinszuwachs liegt die Rendite bei einer Anlagedauer von drei Jahren nun bei 2,65 Prozent, wer bereit ist, sich auf vier Jahre festzulegen, bekommt 3,25 Prozent, ein Zuwachs von 0,1 Prozent. Bei monatlicher Zinsausschüttung liegt die jährliche Verzinsung um jeweils 0,05 Prozent niedriger. Die Bank of Scotland verlangt keine Mindesteinlage und legt auch keine Obergrenze für die angelegten Beträge fest, allerdings sind Einlagen bei der Bank durch die britische Einlagensicherung nur bis zu einer Höhe von 50.000 Pfund abgesichert.
Redaktion (02.08.2010)