Wozu braucht man noch Tagesgeld? Sind Tagesgeldkonten nur noch für Unentschlossene und Übervorsichtige, die sich für keine bessere Anlage entscheiden können? Viele Anleger entscheiden sich tatsächlich bewusst für das Tagesgeld. Die Unsicherheit, was die weitere wirtschaftliche Entwicklung betrifft, und Risiken wie mögliche Blasenbildung bei Gold und Ausfallrisiken bei Staatsanleihen machen dies nicht so unvernünftig. Besser abwarten, als als letzter vor dem Absturz noch einzusteigen, vor allem wenn man für seine Altersvorsorge auf das Geld angewiesen ist.
Die Deutschen flüchten jedenfalls nicht aus dem Tagesgeld, sondern zahlen weiterhin zusätzliches Geld auf ihre Konten ein. Einige Institute sorgen bei den Kunden aber für Frust, indem sie zur Neukundengewinnung hohe Lockzinsen versprechen und den Satz einige Monate später, wenn die Aktion endet, wieder in den Keller fallen lassen.
Anbieter ist nicht gleich Anbieter
Hartnäckige Kunden folgen den Zinsen von Anbieter zu Anbieter, aber nicht jeder hat Zeit und Lust, für einige Nachkommapunkte bei der Durchschnittsrendite diesen Aufwand auf sich zu nehmen. Große Sprünge beim Durchschnittszins sind von Seiten der Notenbanken bis auf weiteres angesichts der in vielen EU-Ländern noch prekären Wirtschafts- und Haushaltslage nicht zu erwarten. Das bedeutet aber alles nicht, dass das Tagesgeld abgeschrieben werden könnte.
Eine kleine Gruppe Spitzenanbieter bleibt im Tagesgeldvergleich immer wieder zuverlässig vorne und zahlt ihren Kunden nach wie vor über 2 Prozent Zinsen. Einige Banken garantieren ihre Zinssätze sogar für einen festgelegten Zeitraum. Hinzu kommt: Für die Alternative Festgeld bekommt man nicht nennenswert viel mehr und muss im Gegenzug auf seine Flexibilität verzichten. Auch sind die Zinsen derzeit auf einem Tiefststand angekommen, und wer jetzt in Festgeld investiert, dem entgehen unter Umständen steigende Zinsen. Die Inflation, die viele als Argument gegen Bargeldanlagen anführen, ist noch begrenzt und dürfte auch auf absehbare Zeit nicht unkontrolliert ansteigen.
Für viele Zwecke das richtige Werkzeug
Dazu kommt: Tagesgeld hat Vorteile, die keine andere Anlage bietet. Als Ersatz für ein Sparkonto für Kinder und Jugendliche, auf das beispielsweise Geldgeschenke von Verwandten eingezahlt werden können, ist das Tagesgeldkonto sehr gut geeignet. Dieses Geld kann das Kind später fürs Studium oder das erste Auto gut gebrauchen. Die Simplizität der Anlage erlaubt es, Jugendlichen die Kontrolle über ihre Finanzen zu geben, ohne sie mit einem komplexen Produkt zu überfordern, eine wertvolle Erfahrung.
Auch als Notgroschen gehört das Tagesgeldkonto zur Grundausstattung. Experten empfehlen, mindestens drei Monatsgehälter auf einem Tagesgeldkonto bereitzuhalten, wo sie unabhängig von Kursschwankungen an der Börse sicher liegen, bis man sie braucht. Anders als bei anderen Anlagen ist dieser Notgroschen für unvorhergesehene Ausgaben und Eventualitäten immer sofort verfügbar, und anders als auf dem Girokonto bekommt man auf Tagesgeldkonto Zinsen. Wie das Girokonto gehört das Tagesgeldkonto damit zur finanziellen Grundausstattung.
Redaktion (18.01.2011)