Passend zur demografischen Entwicklung der deutschen Bevölkerung entwickelt sich auch das Anlageverhalten. Wie das Magazin AssCompact unter Berufung auf eine repäsentative Infratest-Umfrage des Verbandes der Privaten Bausparkassen berichtete, steht das Sparziel „Altersvorsorge“ bei zwei Dritteln der Befragten an erster Stelle. „Konsum/Anschaffungen“ stand nach einem Rückgang bei den Antworten um fast zehn Prozent erst an dritter Stelle: Rund die Hälfte der Sparer sparten, um sich Konsumwünsche erfüllen zu können. Auf dem zweiten Platz liegt das Sparziel Wohneigentum, mit 52 Prozent.
Um ihre Ziele zu erreichen, gehen die Befragten konservativ vor. So nutzten über die Hälfte der Befragten unverändert Produkte wie Sparbücher und Sparpläne. Auch einen Bausparvertrag nutzten immerhin zwei Fünftel der Befragten, ungefähr genauso viele hatten eine Lebensversicherung der unterschiedlichen Typen. Über ein Drittel sparte sogar einfach auf dem privaten Girokonto. Die risiko- und renditeträchtigeren Anlagen wie Investmentfonds nutzten nicht einmal ein Viertel der Befragten.
Vorsicht trotz Optimismus
Trotz des konservativen Verhaltens der Anleger nimmt ihr Optimismus, befeuert von einem mehr als 50%igen Zuwachs des DAX innerhalb eines einzigen Jahres, weiter zu. In der aktuellen Investor Confidence-Studie des Investmentbank J.P. Morgan stieg der Anteil derjenigen, die für die nächsten sechs Monate (!) mit weiter steigenden Aktienkursen rechnen, um fast zehn Prozent auf 51,1 Prozent. So positiv sahen die Deutschen zuletzt vor zweieinhalb Jahren, also vor der Krise, in die Zukunft. Auch die finanziellen Probleme Griechenlands können die Stimmung nicht kippen. In Taten kann sich der Optimismus aber nicht so recht niederschlagen: der Prozentsatz derer, die zusätzliches Geld am Aktienmarkt anlegen wollten, blieb praktisch unverändert. Das sichere Tagesgeld konnte sogar wieder an Beliebtheit zulegen. Die Deutschen gehen lieber weiter auf Nummer sicher.
Die Lebensversicherung – nichts für Konservative?
Allzu lange wollen sie sich dabei aber nicht festlegen. Auch das ist durchaus konservativ. Es ist ein beruhigendes Gefühl, im Falle eines Falles auf den Notgroschen zurückgreifen zu können, ohne beim Ausstieg aus einem langfristigen Vertrag hohe Einbußen hinnehmen zu müssen. Wie Stefan Albers vom Bundesverband der Versicherungsberater letzte Woche in einem Interview mit der Wirtschaftswoche angab, werden 50 bis 70 Prozent der Lebensversicherungsverträge vorzeitig gekündigt. Dass dabei oft nur wenig vom eingezahlten Geld wieder an den Kunden zurückfließt, das beschäftigt immer wieder die Gerichte, ohne dass dabei bisher eine allgemeingültige Regelung des Problems herauskam. Der Klageweg ist aber für den einzelnen Verbraucher weder sicher noch schnell, die Lebensversicherung unter diesen Umständen also mit einigen Nachteilen behaftet. Trotz ihrer Verlustsicherheit konnten Anbieter von Lebensversicherungen von der Krise daher bisher nicht nennenswert profitieren.
Bei der Anlage à la Otto Normalverbraucher sind in puncto Rendite sicher keine großen Sprünge zu erwarten. Andererseits spart man sich auch teure Honorarberater oder gar teure „Ratschläge“ unter Verkaufsdruck stehender Bankberater. Die Gebührenordnung des Sparplans oder Tagesgeldkontos ist leichter zu durchschauen als das Ausfallrisiko eines zweifelhaften Zertifikates, auch Kursrisiken und damit verbundene schlaflose Nächte auf der Suche nach dem richtigen Ein- und Ausstiegstermin spart sich der Anleger. Konservativ eben.
Redaktion (26.04.2010)