Die sogenannten Produktinformationsblätter oder salopp „Beipackzettel“, die seit dem 1.7. durch das Verbraucherschutzministerium im sogenannten „Anlegerschutz- und Funktionsverbesserungsgesetz (AnsFuG)“ vorgeschrieben sind, sollen die Orientierung der Anleger verbessern. Bei der Qualität der Beipackzettel gibt es nach wie vor Unterschiede. Einige Anlagen, wie Zertifikate, sind nunmal recht komplex aufgebaut, die Angaben über Funktionsweise und Bedingungen für die Wertentwicklung bleiben dementsprechend sperrig und sollten damit eher Anlegern vorbehalten bleiben, die bereit sind, sich in die Materie einzuarbeiten. Wer dazu keine Zeit hat, kann sich damit trösten, dass hohe Renditeversprechungen auch für hohes Risiko stehen, was für den Anleger dann selbstverständlich auch nach hinten losgehen kann.
Aller Regulierung zum Trotz kann es natürlich trotzdem Ärger geben. Jedes Mal, wenn ein Kunde ein Finanzprodukt kauft oder verkauft, verdienen das Institut, die Fondsgesellschaft, der Berater an Gebühren, Ausgabeaufschlägen, Provisionen, und der Kunde verliert etwas Geld. Und: Viele Aussagen im Produktinformationsblatt bleiben dann eben doch Auslegungssache – was bedeutet „risikoarm“, was ist „unvorhersehbar“. Immer wieder landen daher Anbieter von Finanzprodukten vor Gericht. Dass die Anleger aufgrund der Verbesserungen der Gesetzeslage in puncto Verbraucherschutz öfter als früher ihre Prozesse gewinnen, ist natürlich schön, die Scherereien hatte man natürlich vorher trotzdem.
Intelligente Anleger mögen es simpel?
Letztlich sind einfache und leichter vergleichbare Produkte wie Festgeld und Indexfonds gegenüber komplexen Hebelzertifikaten nicht notwendigerweise die schlechtere Wahl, vor allem da man sich dank des Internets recht einfach im Onlinevergleich das attraktivste Angebot heraussuchen kann. Das Finanzmagazin „portfolio international“ zitierte jüngst augenzwinkernd eine finnische Studie, wonach Anleger mit hohem IQ überdurchschnittlich oft in Indexfonds anstelle traditioneller, aktiv gemanagter Mischfonds anlegen würden. Diese Anleger zögen es vor, die teils teuren Managementgebühren der Fondsanbieter einzusparen und ihre Anlageentscheidungen dann selbst zu treffen. Wie viele dieser Hochintelligenten mit ihrer Strategie besser oder schlechter abschnitten als der durchschnittliche Finanzprofi wäre sicherlich ein Thema für die nächste Studie.
In einer anderen, auf dem Finanzportal Euro Fundresearch vorgestellten Studie sah es da recht gemischt aus: Während ein Drittel der unter die Lupe genommenen Privatbankiers und Vermögensverwalter für ihre getestete Beratung die Note „sehr gut“ erhielt, reichte es bei immerhin einem weiteren Drittel nur für die Noten „ausreichend“ und „mangelhaft“. Teils wurde auf die Wünsche des Kunden nicht ausreichend eingegangen, teils kein Renditeziel genannt, teils Risiken nicht ausreichend dargestellt. Ob man sich selbst zutraut, zwischen einem „sehr guten“ und einem „ausreichenden“ Berater zu unterscheiden, oder ob man sich zutraut, seine Entscheidungen sogar auf eigene Faust zu treffen, ist natürlich die Gretchenfrage. Viele Anleger folgen bei Anlageentscheidungen letztlich ihrem Bauchgefühl.
Redaktion (18.09.2011)