Ob unter diesen Umständen der eigene Arbeitsplatz oder das Ersparte sicher sind, bezweifeln einige. An den Märkten ging es in den letzten Wochen jedenfalls zu wie auf der Achterbahn. Auch mit Maßnahmen wie dem Verbot von Leerverkäufen, das bereits in einigen Staaten erlassen wurde, stemmen sich die Regierungen gegen die Krisenstimmung.
Die Anleger sind nervös. Neben dem Absturz der Aktienmärkte im August verlor plötzlich auch der Goldpreis in kurzer Zeit rund zehn Prozent. Obwohl Gold Anlegern eigentlich als Schutz in der Krise dient und folglich bei schlechten wirtschaftlichen Aussichten eher steigen sollte, machte der Preis Ende August einen kurzen, scharfen Ausschlag nach unten – symptomatisch für die herrschende Unsicherheit. Der Preis hat sich inzwischen wieder erholt, die Sorge um den Euro ist vorerst weiter stärker als die Sorge, ob der enorm hohe Goldpreis tatsächlich angemessen ist. Experten und Verbraucherschützer raten jedenfalls zur Vorsicht: bestenfalls zur Diversifizierung ab einem sechsstelligen Anlagevermögen und angesichts des hohen Preises allenfalls sehr vorsichtig sollte man noch investieren.
Aussichten für den Goldpreis
Falls sich die Schuldensituation der Industriestaaten entspannt, dürfte dem Preis des gelben Edelmetalls eine kräftige Talfahrt bevorstehen, aber ob oder wann das passiert, steht natürlich in den Sternen. Ende August erst wurde durch die Ratingagentur Moody’s die Bonität der massiv verschuldeten Industrienation Japan herabgestuft. Je nachdem, wie optimistisch man in der Frage der Schuldensituation ist, kommt ein Einstieg ins Gold zum aktuellen hohen Preis in Frage oder nicht. Die zwischenzeitliche Korrektur, möglicherweise ausgelöst durch den Ausstieg einiger Nervöser oder Gewinnmitnahmen von früh Eingestiegenen, dürften jedenfalls wiederum andere als willkommenen Anlass zum Einstieg genutzt haben. In der Presse sahen einige bereits eine Blase platzen, dann erholte sich der Preis aber ebenso schnell wieder. Auch einige Zentralbanken kaufen derzeit wieder Gold.
Wie es weitergeht, weiß also wie immer noch niemand, aber die Sorgen bleiben, vor allem da der wirtschaftliche Ausblick sich zuletzt wieder verdüsterte. Zuletzt senkte das Schwellenland Brasilien trotz hoher Inflationsrate den Leitzins in Reaktion auf eine von vielen erwartete Abkühlung der Weltkonjunktur nach anhaltend schwachen Zahlen etwa aus den Vereinigten Staaten.
Deutsche Konjunktur: Verlangsamung, aber keine Rezession?
Die Bundesregierung rechnet für Deutschland weiterhin auch für die zweite Jahreshälfte mit einem, wenn auch verlangsamten, Wachstum, während der ifo-Geschäftsklimaindex für den August einen deutlichen Rückgang bis knapp über die Abschwungsgrenze verzeichnete, ohne dass allerdings die Experten einen Grund zur Panik sahen: Die Eintrübung der Erwartungen müsse keine dramatischen Ereignisse ankündigen, sondern stelle lediglich ein vorläufiges Ende der zuletzt herrschenden Euphorie mit spektakulären Wachstumsraten der deutschen Volkswirtschaft dar. Im langjährigen Durchschnitt gesehen seien die aktuell gemessenen Werte immer noch gut.
Im Magazin Impulse wurde weiterhin der Chef des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts Thomas Straubhaar mit der Einschätzung zitiert, er erwarte zwar Auswirkungen der Talfahrt an den Finanzmärkten auf die Konjunktur, aber keine neue Rezession und auch keinen Anstieg der Arbeitslosenzahlen. Also spürbarer Wachstumsrückgang, aber kein Grund zur Panik. Ob es wirklich so kommt, und was die Märkte daraus dann machen, bleibt abzuwarten.
Redaktion (04.09.2011)