Zwar ist eine allzu kräftige Erhöhung des Leitzinses Gift für die Konjunktur in den schwächeren Volkswirtschaften der Eurozone, angesichts einer nach wie vor über dem angepeilten Wert von rund zwei Prozent liegenden Inflationsrate wird allerdings für später dieses Jahr dennoch eine weitere Erhöhung des Zinssatzes erwartet. Der Aufwärtstrend bei den Zinsen auf Tagesgeld und Festgeldanlagen dürfte sich also weiter fortsetzen.
Gleichzeitig scheint sich der Inflationstrend abgeschwächt zu haben, zuletzt stagnierte die Geldentwertungsrate, die zuvor noch, getragen durch billiges Geld und die boomende Konjunktur hierzulande, eine längere Steigerungsperiode durchgemacht hatte. Die Maßnahmen der EZB zur Stabilisierung der Lage scheinen also erfolgreich. Unbeeindruckt von der Leitzinserhöhung dürfte wohl das Wachstum der deutschen Wirtschaft bleiben, das 2011 nach 2010 das zweite Jahr in Folge auf außerordentlich kräftigem Niveau verharrt. Mit sich weiter bessernder Arbeitsmarktlage und steigenden Löhnen haben langsam auch die Verbraucher zunehmend mehr Geld in den Taschen.
Qual der Wahl für Vorsorger
Dieses Geld fließt nicht nur in den Konsum, sondern auch in die Vorsorge. Um den Lebensstandard im Ruhestand halten zu können, darf neben der gesetzlichen Rente auch die private Vorsorge nicht vernachlässigt werden. Die gewünschte Balance zwischen Konsum und Freizeit während des Arbeitslebens und im Rentenalter ist zwar individuell verschieden. Der eine lässt es sich lieber hier und heute gut gehen, den anderen motiviert die Aussicht auf einen goldenen Ruhestand dazu, sich heute einzuschränken. Aber: getroffen werden sollte diese Entscheidung bewusst und durchdacht, anstatt kurzsichtig der Bequemlichkeit überlassen zu sein.
Wer für später Geld verzinst anlegen möchte, dem stehen von Tagesgeldkonten mit zweieinhalb bis hin zu Unternehmensanleihen mit fast zehn Prozent verschiedene Kombinationen von Ertrag und Risiko offen. Festgeld mit unterschiedlichen Laufzeiten hat derzeit bis zu viereinhalb Prozent Ertrag zu bieten, und auch hier sollte nach der Vorlage der EZB Bewegung aufkommen. Im Gegensatz zu Anleihen, bei denen der höhere Zinssatz auf ein gewisses Ausfallrisiko hinweist, ist der niedrigere Zinssatz aufs Tages- und Festgeld dank der Einlagensicherungen der EU und der Staaten gewissermaßen die sicherere Alternative. Die früher beliebten, ebenfalls sehr soliden Bundesschatzbriefe können in puncto Rendite da derzeit nicht mithalten.
Zukünftige Entwicklung und Zinsanlagen: Der Mix machts
Wer sich für verzinste Anlagen entscheidet, sollte auf einen gesunden Mix an Anlagen achten. Auf Tagesgeldkonten lässt sich Geld bereitzuhalten, um einerseits einen jederzeit verfügbaren Notgroschen zu haben und andererseits Geld in Erwartung höherer Zinssätze – oder in Erwartung eines guten Einstiegszeitpunktes am Aktienmarkt – zu „parken“. Dabei sollte natürlich zunächst der Zinsvergleich zu Rate gezogen werden und auf die Einlagensicherung und eventuelle Gebühren, Sonderkonditionen und Zinsgarantien des Anbieters geachtet werden.
Festgeld mit kürzeren Laufzeiten bietet hier und jetzt mehr Ertrag als Tagesgeld und kann nach Ablauf der Anlagedauer zu dem dann voraussichtlich höheren Zinssatz reinvestiert werden. Wer angesichts der wirtschaftlichen Probleme in einigen europäischen Ländern damit rechnet, dass die Zinserhöhungen der EZB nicht mehr allzu lange weitergehen werden, der kann sich mit Sparbriefen auch länger festlegen und sich bereits jetzt Zinsen von über vier Prozent auf mehrere Jahre sichern. Mit einem gesunden Mix von Laufzeiten können sowohl jetzt höhere Renditen gesichert als auch später weitere Entwicklungen berücksichtigt werden.
Redaktion (11.07.2011)