Drittes Quartal: Deutsche Konjunktur hält sich, Reallöhne steigen
Trotz aller Schulden- und Konjunktursorgen sank die Arbeitslosigkeit in Deutschland auch im September wieder um 150.000 Personen. Damit waren nur noch knapp 2,8 Millionen Menschen arbeitslos gemeldet, eine Quote von rund sechseinhalb Prozent. Gegenüber dem Vorjahresmonat stellte das immerhin noch eine Verbesserung um etwas über ein halbes Prozent dar. Dank Arbeitsmarktreformen und erfolgreichem Strukturwandel konnten mehr Menschen eine neue Arbeit finden, als dies in der Vergangenheit bei ähnlich guter Konjunktur möglich gewesen wäre. Die Arbeitsmarktentwicklung fiel positiver aus, als die meisten Experten erwartet hatten – eine erfreuliche Überraschung.
Gleichzeitig stieg die Inflation nach den Zahlen des Statistischen Bundesamtes im soeben abgelaufenen Monat mit 2,6 Prozent auf einen neuen Rekordstand. Um auf einen noch höheren Wert zu kommen, muss man schon drei Jahre zurückgehen. Der Anstieg kommt nicht unerwartet. Neben dem nach wie vor teuren Mineralöl trieb auch Bekleidung die Preise. Die eher durchwachsene Konjunkturentwicklung mit sinkenden Wachstumsprognosen lässt die Experten derzeit davon ausgehen, dass der Höhepunkt der Inflation damit erreicht ist.
Trotz Inflation: Real blieb mehr im Geldbeutel
Für das zweite Jahresviertel 2011 stand der durchschnittliche Arbeitnehmer trotz Inflation real besser da: einer Inflation von 2,3 Prozent standen im zweiten Quartal eine Lohnsteigerung von 4,2 Prozent gegenüber, so dass immerhin zwei Prozent mehr im Geldbeutel blieben. Je nachdem, in welcher Branche er beschäftigt ist, konnte ein konkreter Arbeitnehmer dann aber auch schlechter oder sogar noch besser dastehen. Vor allem Industrie und Finanzsektor entwickelten sich überdurchschnittlich positiv.
In Deutschland sind die Auftragsbücher derzeit noch gut gefüllt, und vorerst wird davon ausgegangen, dass die erwartete wirtschaftliche Abkühlung hierzulande kurz und moderat ausfallen und sich am Arbeitsmarkt eher nicht negativ bemerkbar machen wird. Der wichtige ifo-Index der wirtschaftlichen Entwicklung fiel zwar im September das dritte Mal in Folge, aber weniger stark als erwartet. Mit Massenentlassungen wird angesichts der nicht allzu schlechten Konjunkturprognosen und des in vielen Firmen beklagten Fachkräftemangels derzeit nicht gerechnet. Der IWF rechnete in seiner letzten Prognose von Ende September mit einem weltweiten Wirtschaftswachstum von immerhin noch vier statt 4,5 Prozent, mit trotz eines Rückgangs der Erwartungen um einen dreiviertel Prozentpunkt immer noch ordentlichen 1,3 % für Deutschland. Die Bundesrepublik dürfte also um eine Rezession, also eine Periode wirtschaftlicher Schrumpfung, nach derzeitigem Kenntnisstand herumkommen.
Redaktion (05.10.2011)