Beteiligung von Sparern in Zypern: Blaupause für weitere EU-Staaten?
Dient die Zwangsabgabe in Zypern vielleicht als Vorlage für andere Krisenstaaten?
"Zwangsabgabe: 5,00 Prozent des Sparguthabens": Eine solche Zeile auf dem Kontoauszug hat man in Europa bislang für undenkbar gehalten. Bislang. Bis Zypern im zähen Ringen um finanzielle Unterstützung den Griff ins Sparschwein der Bürger hat Realität werden lassen. Vermögen über 100.000 Euro geht es jetzt an den Kragen. Dass den Sparern selbiger platzt, nimmt man gelassen hin – in Zypern und der EU. Jeroen Dijsselbloem, Chef der Euro-Gruppe, sprach gar von einem "Modell für die Zukunft" und riss mit dieser Aussage die Märkte ins Minus. Doch ist die Sorge um das Ersparte nun reine Schwarzmalerei oder hat sie vielleicht doch einen realistischen Hintergrund?
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Bürger-Finanzierung maroder Banken
Dass Sparer zur Finanzierung maroder Banken und Staaten beitragen müssen, ist jedenfalls keine Utopie mehr. Diese Tür steht jetzt offen und lässt sich auch nicht mehr schließen. Hinter ihr warten nicht Ströme aus Milch und Honig. Durch sie gelangt vielmehr der faulige Geruch undurchsichtiger Bank- und Staatsgeschäfte, der sich wie eine dichte Nebelwand über ganz Europa ausbreitet. Mit ihr die Angst. Vor allem in Ländern, die ohnehin schon auf der Kippe stehen, riechen Verbraucher Lunte. Vermutlich zu Recht. Denn wenn alle Stricke reißen, bleiben ja noch die Bürger und ihre Vermögen. "Das angehäufte Sparvermögen weckt da in Zeiten leerer Kassen und grassierender Schuldenkrise natürlich Begehrlichkeiten", schreibt „Focus Money“.
Eine Überraschung wäre es also nicht, wenn Spanien, Italien oder Portugal die Schneise nutzen würden, die Zypern geschlagen hat. Das Privatvermögen der Spanier liegt im Schnitt bei 178.300 Euro, das der Italiener bei 163.900 Euro, wohingegen die Deutschen nur mit 51.400 Euro in der Statistik der Bundesbank geführt werden. Masse wäre also vorhanden. Hochrechnungen von Goldman-Sachs kommen für Spanien auf einen Betrag von 129 Milliarden Euro, sollte eine 8,5-prozentige Abgabe gefordert werden. Ein Batzen Geld, der zumindest die Spitze des Schuldenberges schmelzen würde. Für Italien liegen zwar keine Prognosen vor. Das Land gilt inzwischen aber als Risikofaktor Nummer eins.
Ist das Vermögen deutscher Sparer sicher?
Deutschen Sparer, die sich jetzt sagen, "was gehen mich die Krisenstaaten an", muss zumindest ihr Optimismus zugutegehalten werden. Aktuell gibt es in der Bundesrepublik sicherlich noch keine Anzeichen dafür, dass Privatvermögen kassiert werden. Auch Experten halten es für weitgehend unmöglich. Dabei wird von der SPD bereits offen über eine Sonderabgabe diskutiert, die von Haus- und Wohnungseigentümer gezahlt werden soll, und steht nach wie vor eine Vermögenssteuer im Raum. Ob mit dem Geld nun Kindergärten finanziert werden oder vielleicht doch das eine oder andere Loch im Haushalt gestopft wird, ist für den Bürger ohnehin nur schwer nachvollziehbar.
Eine Insel der Glückseligen ist die Bundesrepublik längst nicht mehr. Sie spielt nun schon seit Jahren „Zahlemann und Söhne“ für andere EU-Staaten. Laut Rheinisch-Westfälischem Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) kostete das EU-Krisenmanagement bereits 187 Milliarden Euro. Sollte die Euro-Rettung auf lange Sicht scheitern, geht das Ifo-Institut aus München gar von einer Haftungssumme in Höhe von 695 Milliarden Euro aus. Wer dafür aufkommt? Aller Wahrscheinlichkeit nach die (vermögenden) Bürgerinnen und Bürger. Bei einer zehnprozentigen Zwangsabgabe könnten bei Guthaben ab 250.000 Euro so zumindest 230 Milliarden Euro refinanziert werden, sagt das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW).
Auch in Österreich wurde der Knoten durchschlagen und schielen die Banken für den Fall der Fälle auf die Einlagen ihrer Sparer. Der Generaldirektor der Sparkasse Oberösterreich, Markus Limberger, hält einen Selbstbehalt von 5,0 Prozent bei einer Summe von 20.000 Euro zumindest für denkbar – in erster Linie um Kunden zu motivieren, genauer darauf zu achten, wem sie ihr Geld anvertrauen.
Diesbezüglich machen sich die Kunden in Deutschland kaum Gedanken. Sie haben die Zahl 100.000 vor Augen. Diese Sicherungsgrenze hat die EU vorgegeben, je Kunde und Bank. Was aber passiert, wenn größere Institute in die Pleite rutschen, lässt sich derzeit nur hypothetisch eruieren. Klar dürfte sein, dass die Sicherungssysteme dann an ihre Grenzen stoßen oder die Grenze sogar überschritten wird. Bei kleinen Banken wiederum dürfte es keine Probleme geben. Diese Erkenntnis trägt allerdings wenig zur Beruhigung bei. Aber: Da gibt es ja noch das Versprechen der Bundeskanzlerin vom 5. Oktober 2008, dass die Einlagen sicher sind, und die freiwillige Einlagensicherung der Banken. Schade nur, dass die Garantie von Angela Merkel nicht gesetzlich verankert ist und es gegenüber den freiwilligen Sicherungsfonds keinen Rechtsanspruch gibt. Hinzu kommt, dass die EU plant, die deutsche Einlagensicherung irgendwann auch bei ausländischen Banken aushelfen zu lassen. Noch ist das letzte Wort dazu nicht gesprochen.
Auf die Situation einstellen
Die Euro- und Schuldenkrise bleibt also ein Drahtseilakt, bei dem jeder, ob nun Bürger oder Politiker, die Balance halten muss. Sich jetzt schon Gedanken über mögliche Szenarien zu machen, die in zwölf Monaten, zwei oder vielleicht auch erst fünf Jahren zutage treten, schadet nur dem gesunden Schlaf. Für Sparer wäre es deutlich sinnvoller, sich auf die Situation einzustellen. Statt alles bei einer Bank zu bunkern, raten Experten ohnehin, das Kapital weiter zu streuen und mehrere Anlageformen zu nutzen. Als relativ sicher vor dem Zugriff von außen gelten Wertpapiere – wobei Anleihen und Zertifikate ihre ganz eigenen Risiken bergen, zum Beispiel die Pleite des Emittenten. Das haben viele Sparer erkannt: Fonds erleben derzeit einen wahren Boom, zumal sie auch dabei helfen, dass die mühsam gesparten Euro und Cent nicht länger auf schlecht verzinsten Sparbüchern "verbrennen".
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