Veränderung zeichnet sich beispielsweise auf dem Gebiet der Finanzberatung ab. Das Vertrauen in die Beratung durch die Banken, die sich allzu oft als reines Verkaufsgespräch für die Produkte der Bank herausgestellt hat, hat nicht nur wegen der hohen Verluste vieler Kunden abgenommen. Erst vorletzte Woche stellte das „Deutsche Institut für Servicequalität“ in einer Untersuchung im Auftrag von „Focus Money“ fest, dass die individuelle finanzielle Lage der Kunden teils überhaupt nicht berücksichtigt wurde. Daraus ergaben sich „eklatante Mängel“ bei der Beratung. Im Schnitt erreichten die 25 untersuchten Banken gerade einmal ein „ausreichend“, ein Drittel lag sogar noch darunter.
Beipackzettel für Finanzprodukte
Die „kostenlose“ Beratung beim freundlichen Bankberater kann also sehr teuer zu stehen kommen. Ergebnisse wie diese haben die Suche nach Alternativen eröffnet. Die ING DiBa kündigte nun an, als erste Bank ihre Anlageprodukte nach einer Anregung der Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner in Zukunft mit „Beipackzetteln“ zu verkaufen, in denen, wie bei Medikamenten, die wichtigsten Informationen über Kosten und Risiken des Produktes kurz festgehalten sind. Wer es noch genauer wissen will, kann sich an einen unabhängigen Berater wenden.
Nicht nur kommerzielle Anbieter, sogenannte Honorarberater, erleben einen Boom. Vorletzte Woche verkündete auch die Verbraucherzentrale Bayern ihren Einstieg in das Beratungsgeschäft. Dem Verbraucher soll vor allem Wissen über verschiedene Finanzprodukte vermittelt werden, um seine Entscheidungen informierter fällen zu können. Damit soll er in die Lage versetzt werden, zum Beispiel Hochgebührenangebote, die vor allem der Bank Rendite bringen, zu meiden. Auch Fonds, die von Experten aktiv gemanagt werden, soll der Verbraucher laut Verbraucherzentrale lieber meiden, da die teuren – es fallen leicht zehnmal so hohe Verwaltungsgebühren wie bei einem passiven Fonds an – Experten es nicht zuverlässig schaffen, eine höhere Rendite zu erzielen als schlichte Indexfonds.
Übersicht behalten
Das Interesse der Bürger an der unabhängigen Beratung ist, wie gemeldet wird, enorm, das empfohlene Modell schlicht. Sondertilgungen von Krediten sind für Verbraucher mit hoher Zinsbelastung die beste Investition. Ist das erledigt, sorgen einfache, liquide und gebührenarme oder –freie Anlagen wie Sparbriefe, Staatsanleihen, Fest- und Tagesgeld für Ruhe und Übersichtlichkeit in Finanzfragen. Den Anteil seines Kapitals, den er in risiko- und renditeträchtigere Anlagen stecken möchte, muss der Anleger selbst festlegen.
Die gesparten Gebühren, Zinsen und Ausgabeaufschläge streicht jetzt der Verbraucher ein und nicht die Bank. Liquidität ist bei den Anlagen wichtig, da bei einer für einen beträchtlichen Teil der Anleger wegen unvorhergesehener Ereignisse erforderlichen vorzeitigen Auflösung langfristiger Anlagen erhebliche Kosten auf den Verbraucher zukommen können. Die höheren Renditen anderer Anlagen gegenüber dem „Goldstandard“ Tagesgeld sind allesamt „Risikoaufschläge“. Dafür hat man ein Jahr nach „Lehman Brothers“ den Nerv oder nicht: Geht der Tagesgeldanbieter pleite, zahlt die Einlagensicherung. Geht der Zertifikate-Emittent pleite, ist das Geld futsch.
Sollte jedenfalls die Finanzkrise letztlich dazu geführt haben, dass die Verbraucher sich vor ihren Entscheidungen in Zukunft besser und unabhängiger informieren zu können, dann wird man doch mit einigem Recht von einem „Happy End“ sprechen können.
Redaktion (21.09.2009)