Nur ein Drittel der Arbeitnehmer in Deutschland geht mit 65 in Rente. In vielen Industrie- und Handwerksberufen liegt die Quote sogar noch niedriger und erreicht nicht einmal ein Fünftel. Das berichtete letzte Woche die Bild-Zeitung unter Berufung auf neue Daten der Bundesregierung. Fast die Hälfte der Betroffenen musste wegen ihres frühen Renteneintritts Abstriche bei der ohnehin oft schmalen gesetzlichen Rente in Kauf nehmen, was die Wichtigkeit privater Vorsorge noch einmal unterstreicht. Auch mögliche steigende Inflationsraten sowie unerwartet schnell steigende Lebenserwartungen könnten den Lebensabend der Deutschen weniger komfortabel als geplant gestalten.
Je früher daher mit der Vorsorge begonnen wird, desto besser. Das ist den Verbrauchern auch klar, dafür sprechen anhaltend hohe Sparquoten und die Konsumeinschränkung vieler Deutscher. Aber was tun mit dem Geld? Viele Deutsche tendieren zu einer sehr konservativen Anlagestrategie, bei der sich Sparbücher immer noch hoher Beliebtheit erfreuen. Das hält die Renditen niedrig und stellt gleichzeitig bei steigender Inflation ein Klumpenrisiko dar. Mit einem diversifizierten Portfolio lassen sich dagegen Risiken begrenzen. Die eine beste Anlage gibt es ohnehin nicht, allen Vergleichen von Aktien, Anleihen und sonstigen Produkten zum Trotz. Auf dem Tagesgeldkonto sollte eine Bargeldreserve liegen.
Selbst ist der Mann (und die Frau)
Durch ständige Information und Vergleiche können Verbraucher bei allen Finanzprodukten vom Girokonto über Kreditkarte und Ratenkredit bis hin zum Aktienfonds in teils erheblichem Umfang Gebühren sparen und Gelegenheiten wahrnehmen. Bei den aktuell niedrigen Zinsen wäre etwa eine Investition in ein Eigenheim in guter, trotz schrumpfender Bevölkerung werterhaltender Lage günstig zu finanzieren. Eine möglichst umfassende Selbstinformation des Verbrauchers hilft auch dabei, die Fallstricke der nach wie vor oft mangelhaften Bankberatung zu umschiffen und Anlagen auszusuchen, bei denen nicht große Teile der Rendite bei Berater und Bank kleben bleiben. Zwei Drittel der reichsten Deutschen, die sich die besten Privatbanken und Honorarberater leisten können, so berichtet die Wirtschaftswoche unter Berufung auf eine Umfrage der LGT Bank und der Universität Linz, entscheiden selbst und alleine über ihre Anlagen.
Altersvorsorgestrategie: Wie entwickelt sich die Wirtschaft?
Bei der Entscheidung für die korrekte Anlage ist jedenfalls derzeit keine übertriebene Hektik geboten, die Signale aus der Wirtschaft sind durchwachsen bis gut. Besonders erfreulich: Die Arbeitslosigkeit in Deutschland sinkt vorerst weiter. Im Juni sank die Zahl der Arbeitslosen auf 3,15 Millionen und erreichte damit wieder den Stand von vor der Krise. Sogar die seit Anfang der 90er Jahre nicht mehr unterschrittene drei-Millionen-Marke scheint nun in Sichtweite. Für 2011 rechnen die Experten allerdings angesichts auslaufender Konjunkturprogramme und anlaufender Sparprogramme mit niedrigerem Wachstum, mit ungewissen Folgen für den Arbeitsmarkt.
Auch strengere Vorschriften für Banken, etwa das Eigenkapital betreffend, könnten über eine niedrigere Kreditvergabe das Wachstum drücken. In Verbindung mit dem positiven Ergebnis des sogenannten Stresstests der drei wichtigsten deutschen Banken Deutsche Bank, Commerzbank und BayernLB, der unfallfreien Rückzahlung von 442 Milliarden Euro durch die Geschäftsbanken an die EZB letzte Woche und der scheinbar vorerst eingekehrten Ruhe in den Euro-Problemstaaten zeichnet sich ein Bild einer überstandenen akuten Krise ab, die von chronischer Kränkelei abgelöst wird. Katastrophen, und das ist die gute Nachricht, erscheinen derzeit aber unwahrscheinlich.
Redaktion (05.07.2010)