Viele Deutsche bleiben heute kinderlos und vererben kein Familienvermögen weiter an ihre Nachkommen. Immobilien beispielsweise werden von immer mehr Rentnern nicht mehr als Familieneigentum gehalten, sondern für die eigene Rente aufgezehrt. Banken bieten den Rentnern die Möglichkeit, gewissermaßen eine Hypothek auf das Haus aufzunehmen, die dann als Zusatzeinnahme – etwa in Form einer von der Bank regelmäßig ausgezahlten Rente – verkonsumiert wird. Aus Sicht des Sparers ist das einerseits vorteilhaft – das hart erarbeitete Geld kann ihm selbst zugute kommen, und nicht wie früher den Erben. Außerdem gewinnt die eigentlich äußerst illiquide Anlage Haus Flexibilität hinzu. Das Haus fällt aber anderseits auch nach dem Tod des Besitzers ganz oder zumindest teilweise an die Bank.
Die Reaktion von Banken und Anlegern auf gesellschaftliche Entwicklungen erfolgt immer verzögert nach Überwindung eines gewissen Trägheitsmoments. So müssen beispielsweise Frauen in Deutschland nach wie vor im Alter meist mit geringeren Renten vorlieb nehmen als Männer. Kindererziehungszeiten und die Pflege älterer Familienmitglieder fallen als Aufgabe überproportional der Frau zu und resultieren in niedrigeren Löhnen und damit Sparraten. Im verglichen mit früher häufiger gewordenen Scheidungsfall steht die Frau dann oft im Alter schlecht da. Der Anteil der Frauen, die privat fürs Alter vorsorgen, ist auch insgesamt nach wie vor niedriger als bei den Männern.
Kurzfristigere Eindrücke: Strohfeuer oder nachhaltig?
Neben solchen langfristigen Entwicklungen sind immer auch kurzfristigere Einflüsse im Spiel, die sich aber teils sehr nachdrücklich bemerkbar machen können. So stellte zuletzt eine Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach für die Postbank fest, dass unter jungen Arbeitnehmern der Anteil derer, die davon ausgingen, im Alter über Aktien zu verfügen, zwischen 2008 und 2010 um sage und schreibe drei Viertel fiel, von rund acht auf nur noch zwei Prozent. Gerade bei jungen Menschen machen sich Ereignisse wie die Finanzkrise und Lehman-Pleite besonders bemerkbar. Ältere erinnern sich stärker auch an andere, krisenärmere Jahre, auch wenn die Krise natürlich auch bei Älteren Spuren hinterlassen hat.
Während die Erinnerung an die große Krise wohl unter dem Eindruck wirtschaftlicher Erholung, steigender Kurse und verlockender Renditechancen verblassen wird, dürften längerfristig und tiefer wirkende Einflüsse wie die Veränderung der Familienstrukturen wohl noch deutlich nachhaltiger Einfluss auf die Anlagegewohnheiten und –bedürfnisse der Deutschen nehmen. Die fortschreitende Alterung der Gesellschaft beispielsweise wird in der Zukunft einiges umkrempeln. Umso wichtiger ist eine rechtzeitige, an die eigenen Bedürfnisse angepasste Vorsorge.
Redaktion (14.02.2011)