Edelmetalle: Aktuelle Marktlage
Gold und Silber im Vergleich
In den zurückliegenden Wochen bestätigte sich erneut die Bedeutung physischen Edelmetallbesitzes. In Anbetracht eskalierender Staatsschuldenkrisen in Kombination mit drohender Rezession in Europa und Amerika sowie panikartiger Kursstürze an den Aktienmärkten ließ sich ein Händler an der New York Stock Exchange in einem Interview mit dem Wirtschaftssender CNBC zu dem Ausruf hinreißen: „Thank God for Gold!“.
Tatsächlich erkennen immer mehr Menschen Gold und zunehmend auch Silber als solide Währungsalternativen zu US-Dollar und Euro an. So stiegen denn auch die Notierungen für die beiden monetären Edelmetalle in der Berichtsperiode signifikant an – diametral entgegengesetzt zu dem schwindenden Vertrauen in die politischen Akteure diesseits und jenseits des Atlantiks. Es wird immer unwahrscheinlicher, dass es gelingt, die Verwerfungen auf Ebene der Staatsfinanzen und auf Ebene des globalen Währungssystems ohne enormen Schaden für die Weltwirtschaft und die Kaufkraft der ungedeckten Papierwährungen zu bereinigen (bedeutet in der Endkonsequenz das Weginflationieren der Schulden oder einen Währungsschnitt).
Getrieben wurde die Investmentnachfrage zuletzt aber nicht nur von Sicherheit suchenden Privatanlegern, sondern auch von Notenbanken. Anfang August gab beispielsweise die Zentralbank Süd-Koreas den Kauf von 25 Tonnen Gold zwischen Juni und Juli bekannt. Ein historischer Schritt für die Koreaner, die erstmals seit über 13 Jahren wieder auf der Käuferseite am Goldmarkt auftraten. Dass die Bank of Korea (BoK) ihren Goldbestand dabei gleich um sage und schreibe 174% auf nun 39,4 Tonnen aufstockte, zeigt auch auf Ebene der Notenbanken eine enorme Vertrauenserosion in die bislang bevorzugten Reservewährungen US-Dollar, Euro und Yen. Neben der Bank of Korea traten u.a. auch die Zentralbanken Thailands, Vietnams, Russlands, Chinas, Mexikos und Griechenlands als Käufer in Erscheinung. In Anbetracht der Tatsache, dass nun auch die Schuldnerqualität der USA und damit der Weltreservewährung US-Dollar von den Märkten angezweifelt und von Ratingagenturen abgestuft wird, ist dies eine allzu verständliche Reaktion.
Neben den Investoren beginnt nun auch wieder die Schmuckindustrie verstärkt Edelmetalle für die sehr nachfragestarke Herbst-/Winter-Periode zu ordern. Ein Effekt, der dem Edelmetallmarkt erfahrungsgemäß noch bis Februar nächsten Jahres zusätzliche Preisimpulse verleihen wird.
Die Notierungen für Gold erreichten in der Berichtsperiode sowohl in US-Dollar als auch in Euro neue historische Höchststände. Die Unze Gold (31,1g) kostet aktuell 1.664 US-Dollar. Dies entspricht einem Anstieg zum Vormonat von +11,9% und zum Vorjahr von +39,1%. In Euro notiert die Unze Gold aktuell bei 1.171 Euro. Ein Wertzuwachs von +14,2 gegenüber Vormonat und +28,7% gegenüber Vorjahr (Datenstand: 5. August).
Der Silberpreis stieg nach seiner Stabilisierung in Folge der heftigen Korrektur im Mai zeitweise wieder über die 40 USD-Marke. Selbst während der Aktien- und Rohstoffmarktpanik in der ersten Augustwoche konnte sich der Preis, analog zum Goldpreis, sehr gut halten und bis zum europäischen Handelsschluss am Donnerstag sogar steigen. Erst die drastische Anhebung der sogenannten Einschusspflichten (Initial Margins) für Rohstoffterminkontrakte und offensichtlich provozierte Verkaufsattacken einer großen amerikanischen Investmentbank gegen Silber via ungedeckter Terminmarktkontrakte nach Börsenschluss in Europa brachten den Silberpreis vorübergehend unter Druck.
Dennoch ist Silber mit einer Jahresperformance auf Eurobasis von +109% und einer Monatsperformance von +12,3% eines der erfolgreichsten Investments überhaupt. Für SOLIT-Privatanleger, die seit mehr als 12 Monaten investiert sind, bedeutet dies auf Grund der besonderen Ausgestaltung der Investmentlösung einen absolut steuerfreien Wertzuwachs in dreistelliger prozentualer Höhe. Wir rechnen noch in diesem Jahr mit dem Erreichen neuer absoluter Höchststände und dem Überwinden der 50 USD-Marke.
Im Vergleich zu Gold und Silber hat ein Investment in den globalen Aktienmarkt auf Jahresbasis in Euro einen Wertverlust von -4,3% erwirtschaftet (MSCI World in Euro). Bei deutschen Standartwerten (DAX 30) waren es minus 1,5%. Deutsche Staatsanleihen erzeugten gegenüber Vorjahr vor Steuern eine Rendite von +2,1% (REX Performance Index). Eine Beimischung monetärer Edelmetalle in die Vermögensstruktur war demnach sprichwörtlich „goldrichtig“.
Wir gehen davon aus, dass die Edelmetalle Gold und Silber nun in einem sich stetig beschleunigenden Prozess von breiten Anlegerschichten und der Mehrzahl der Zentralbanken als einzige verbleibende solide Währungen, neben einigen kleineren Rohstoffwährungen (AUD, NOK, CAD, ZAR etc.), erkannt und deren Gewichtung in der Gesamtvermögensstruktur drastisch aufgestockt werden. Analog der Entwicklung in den Siebzigerjahren, als durchschnittlich 25% des global angelegten Kapitals in Edelmetallen inklusive Minen allokiert waren (aktuell ca. 5%). Im Zuge dieses weltweit stattfindenden Umschichtungsprozesses rechnen wir mit physischer Knappheit und dadurch bedingt extremen Preissteigerungen in den kommenden Quartalen und Jahren.
Preisniveaus von 7.500 US-Dollar pro Unze Gold und 500 US-Dollar pro Unze Silber sind absolut realistisch und werden von uns für die nächsten 3-5 Jahre ganz klar prognostiziert. Dies gilt analog für die Notierungen in Euro. Wir erwarten das vollständige Scheitern der Gemeinschaftswährung innerhalb der nächsten fünf Jahre.
Wir sind uns bewusst, dass ein Großteil der Anleger diese Prognosen für sehr ambitioniert hält. Da der Autor dieser Zeilen aber bereits im Jahre 2001 für Goldpreisprognosen im vierstelligen Bereich (1.000 USD/ Unze) innerhalb von 10 Jahren belächelt wurde, können wir mit dieser Kritik mittlerweile recht gut umgehen.
Wir fühlen uns mit diesen Prognosen auch deshalb sehr wohl, weil sich die Rahmenbedingungen für Edelmetalle permanent verbessern und sich der Spielraum zur Krisenbewältigung sowohl der Fiskal- als auch der Geldpolitik immer mehr in Richtung Desperatismus einengt. Die vorgenannten Preisniveaus der Edelmetalle sind selbstverständlich auch vor dem Hintergrund des immer weiter beschleunigten Kaufkraftverlustes unserer heutigen Währungen zu betrachten!
Dazu passt auch die folgende Reuters-Meldung, die uns kurz vor Redaktionsschluss erreichte:
„Die EZB ist nun doch bereit, neben weiteren griechischen, portugiesischen und irischen Staatsanleihen auch spanische und italienische Staatsanleihen aufzukaufen, bis der Rettungsfonds EFSF vollständig installiert und handlungsfähig ist. Die deutschen Vertreter im EZB-Rat, Dr. Ottmar Issing und Bundesbankpräsident Jens Weidmann, stimmten gegen diese Entscheidung.
Darüber hinaus hat sich der EU-Währungskommissar Olli Rehn den Forderungen von EU-Kommissionschef José Manuel Barroso nach einer Verdoppelung des Rettungsfondsvolumens angeschlossen. Ein Kommissionsmitglied sieht sogar eine Aufstockung auf zwei Billionen Euro als unumgänglich. Ratingagenturen sehen in Folge dessen das Top-Rating der Hauptgarantiegeber Deutschland und Frankreich gefährdet“.
Wie bereits in den vergangenen Monaten korrelierte die Edelmetallabsatzdynamik bei SOLIT eng mit der Eskalationsdynamik der Schuldenkrise und den Verzweiflungstaten der politischen Akteure. So investierten im Juli Anleger 4,82 Mio. Euro in Solit Gold und Silber, nach 4,09 Mio. Euro im Juni. Dies entspricht einer Steigerung von +142% gegenüber dem Vorjahr.
(Thomas Hellener / Fondsvermittlung24 / 09.08.2011)